Immer Ärger mit der Rütlifeier

NeueZürcherZeitung

Brunnen will den Zugang zum Rütli am 1. August sperren

Den Organisatoren der Bundesfeier auf dem Rütli droht neues Ungemach. Neben den Kosten für die Sicherheit rückt die Frage nach dem Zugang aufs Rütli in den Vordergrund. Die Gemeinde Ingenbohl-Brunnen stellt sich quer und will den 1. August dieses Jahr ohne nationale Aufmerksamkeit und vor allem ohne einen Aufmarsch von Rechtsextremen feiern. Sie verweist auf den Imageschaden und will ihren Grund und Boden weder für Zutrittskontrollen noch für andere Massnahmen zur Verfügung stellen. Dies hat der Gemeinderat am Montag beschlossen. Insbesondere sollen keine Schiffe von Brunnen Richtung Rütli fahren können.

Urner Alternativen?

Dies wirft die Frage auf, wie die Besucher am 1. August aufs Rütli kommen werden. Brunnen ist auf dem Wasserweg das Tor zum Rütli. In Brunnen sind in den Vorjahren die Besucher kontrolliert und aufs Schiff gelassen worden. Den Organisatoren der geplanten Familienfeier mit spezieller Frauenbeteiligung unter der Ägide des Frauendachverbands Alliance F wird nun empfohlen, einen andern Zugangsweg auf dem See zu suchen, etwa über Sisikon oder Flüelen oder gar über Luzern – ein Vorschlag, der im Kanton Uri schlecht angekommen ist. Nach Meinung des Urner Sicherheitsdirektors Josef Dittli verfügt Sisikon über zu wenig Parkplätze, und Flüelen sei zu weit weg. Im Übrigen hält er den Versuch, die Aufgabe nach Uri abzuschieben, für eine Variante des Sankt-Florians-Prinzips.

In Brunnen will man nun ein Strassenfest für die Bevölkerung veranstalten. Aus der Luft gegriffen ist die Idee nicht, haben doch solche 1.-August-Feiern in Brunnen früher wiederholt stattgefunden, bevor sie in den letzten Jahren in den Hintergrund gedrängt worden sind. Sauer aufgestossen ist dem Gemeinderat von Ingenbohl-Brunnen auch die Haltung der Urner Regierung. Weder sei die Gemeinde vorinformiert worden, noch sei sie über die Bewilligung für eine Feier mit den höchsten Schweizerinnen ins Bild gesetzt worden. Als Rednerinnen im Gespräch sind Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey und Nationalratspräsidentin Christine Egerszegi.

Rütlikommission vor dem Entscheid

Der definitive Entscheid über die Feier ist zwar noch nicht gefallen. Doch die Rütlikommission tendiert nach Äusserungen ihres Mediensprechers zu einem Ja und will dies in den kommenden sechs Wochen verkünden. Mit Blick auf die hohen Kosten der Zutrittskontrolle will die Rütlikommission wieder an den Bund gelangen, der ein früheres Gesuch um Unterstützung der Kantone Uri und Schwyz abgelehnt hat. Der Bund stellt sich auf den Standpunkt, dass die Rütlifeier kein nationaler Anlass sei und es auch keine gesetzliche Grundlage für eine Unterstützung gebe.

Auf Verständnis stösst die ablehnende Haltung von Brunnen bei der Schwyzer Kantonsregierung. Zu den negativen Begleiterscheinungen gehört aus Sicht der Gemeinde auch das Gesuch des linken «Bündnisses für ein buntes Brunnen» für eine antifaschistische Kundgebung am 1. August. Dieses dürfte kaum eine Chance haben, obwohl oder gerade weil es sich um einen bekannten Gesuchsteller handelt. Der Berner Alternativ-Politiker und Anwalt Daniele Jenni hatte bereits vor zwei und wieder vor einem Jahr in Brunnen demonstrieren wollen, aber keine Bewilligung erhalten. In den letzten Jahren waren jeweils Hunderte von Rechtsextremen von Brunnen aus auf das Rütli gefahren. 2006 wurde der Seeort von der Polizei hermetisch abgeriegelt. Der Zugang auf die berühmte Wiese wurde mit Billetten geregelt und die Schiffsstation ausserhalb des Dorfes Richtung Gersau verlegt.