Hitlergrüsse in Zürich

Der Bund

SKINHEADS / Der Zürcher Polizeivorstand macht Delamuraz und Blocher für grölende Skins verantwortlich.

ap/sda. Rund hundert Skinheads sind am Samstag abend randalierend durch das Zürcher Niederdorf gezogen, haben Passanten angepöbelt und denHitlergruss gemacht. Die Polizei löste den Zug auf, war aber für Verhaftungen personell unterdotiert.

Wie die Stadtpolizei mitteilte, wurde sie um 21.15 Uhr benachrichtigt, dass am Bahnhofquai ein Passant von Skinheads zusammengeschlagen wordensei. Vor Ort stiessen die Beamten aber nur auf eine Gruppe von Jugendlichen, die nach Angaben der Polizei keine Hilfe benötigten.

Um 22.45 Uhr zogen dann laut Polizei ungefähr hundert zum Teil betrunkene Skinheads lautstark durch das Niederdorf in Richtung Grossmünster.Dort wendeten sie und kehrten zum Ausgangsort zurück. Passanten wurden angepöbelt, Hände streckten sich zum Hitlergruss.

Nach der Mühlegasse stoppte ein Polizeiaufgebot den Marsch. Die Teilnehmer kamen in der Folge einem Räumungsbefehl der Polizei nach. Bei derPolizei gingen weder Anzeigen von Verletzten noch wegen Sachbeschädigung ein. Verhaftungen konnten laut Polizei keine vorgenommen werden.

Laut Stadtpolizeisprecher Walter Gehriger handelte es sich um den ersten grossen Marsch von Skinheads in diesem Jahr. Der Polizei sei es aus reinpersonellen Gründen nicht möglich gewesen, Straftäter zu eruieren. Es seien auch keine Personenkontrollen durchgeführt worden. «Das Gesetz sagtaber ganz klar, dass wir in solchen Fällen eingreifen müssen», bestätigt Gehriger.

Scharfe Kritik Neukomms
Es sei schade, dass die Polizei nicht bessere Vorbereitungen habe treffen können, sagte der sozialdemokratische Zürcher Polizeivorstand RobertNeukomm in einem Interview mit Radio DRS. «Anderseits besteht ein politisches Klima, das auch von der noblen Politik eines Herrn Delamuraz oderHerrn Blocher geschürt wird, das solche rechtsextreme Auswüchse zulässt.»

Man werde alles daran setzen, dass das Zürcher Niederdorf nicht zu einem Sammelpunkt der rechtsextremen Szene werde, sagte Neukomm. Es handlesich im weiteren nicht um ein Zürcher Problem. Die Leute kämen aus der halben Schweiz nach Zürich. Bereits vor einem Jahr randalierten in Zürich mitEisenstangen bewaffnete Skinheads. Allein 1995 war das Niederdorf rund zehnmal Schauplatz von Schlägereien zwischen Skinheads und linkenJugendlichen.