Die Rechten hinterlassen Spuren

BernerZeitung

Die Rechten hinterlassen Spuren

Schreckt die rechte Szene davon ab, nach Burgdorf zu ziehen? Sicher ist: Die dauernden Schlagzeilen haben Folgen für die Stadt.

Der Anruf liess Paul Moser aufhorchen. Eigentlich, sagte die Frau am Telefon, würde sie ja gern nach Burgdorf ziehen. Nur ? in letzter Zeit sei so viel von Rechtsextremismus in der Emmestadt zu lesen gewesen, dass Bekannte von überall her von der Züglete abrieten. Man könne sich abends ja kaum mehr auf die Strasse trauen.

Der Leiter der städtischen Sicherheitsdirektion hörte solche Töne nicht zum ersten Mal. Immer wieder und im ganzen Land berichteten die Medien über die rechte Szene in Burgdorf, seit im April ein schon länger schwelender Streit zwischen Rechten und Linken in eine Prügelei ausgeartet war. Unter die Räder der rechten Schläger kam auch die bislang unbeteiligte Montserrat Brünisholz.

In den «Club» eingeladen

Die nationale Aufmerksamkeit hält an. So wurde Gemeinderätin Elisabeth Zäch Anfang Monat in den «Club» des Schweizer Fernsehens geladen, um über die Rechtsextremen und das Rütli zu diskutieren. Und der «Beobachter» widmet in der aktuellen Ausgabe der Emmestadt und ihrem Problem bereits den zweiten Artikel.

«Wir haben dieses Problem, ganz klar.» Elisabeth Zäch will nichts schönreden. Dennoch verwahrt sich die SPlerin, zu deren Dossier im Gemeinderat auch Jugend- und Schulfragen gehören, gegen das Image, dass Burgdorf eine Hochburg der Rechtsradikalen sei. Bestärkt in dieser Haltung hat sie eine Begegnung Ende letzter Woche im Wallis. Regierungsrat Jean-Michel Cina sei auf sie zugekommen und habe ? nein, kein Wort über die rechte Szene verloren, sondern spontan die Schönheit Burgdorfs gelobt. «Das stimmt ja auch, wenn man daran denkt, wie schön unsere Stadt in die Landschaft eingebettet ist.» Bei allen Sorgen, die übrigens nicht nur die rechte Szene, sondern zum Beispiel auch die immer leerere Oberstadt mache.

Wieder positive Berichte

Zäch wird trotzdem immer wieder auf die rechte Szene angesprochen. Allerdings mit Blick darauf, wie die Stadt reagiere ? die Aktion Courage stosse nach wie vor auf Interesse.

Auf die Bürgerbewegung, die zum offenen Bekenntnis gegen rechtsextremes Gedankengut auffordert, weist auch Ines Kreinacke hin. Die Chefin des Stadtmarketings steht vor der heiklen Aufgabe, Burgdorf trotz aller Schlagzeilen in einem möglichst guten Licht darzustellen. Wie sie das löse? «Die Frage», sagt sie, «ist so falsch gestellt.»
Wichtig ist ihr vielmehr, dass die Stadt auf die Vorfälle «sehr professionell reagiert hat». Die Aktion Courage sei nur ein Mosaiksteinchen. Mit der Wahl einer Jugendbeauftragten, dem Ja zur Schulsozialarbeit und dem Aufbau von Mittagstischen und Aufgabenhilfen schaffe man ein für die Jugendlichen fruchtbares Umfeld; immerhin seien gerade sie anfällig für rechtes Gedankengut. Kreinacke weist noch auf die vielfältigen kulturellen Aktivitäten hin. Dank der Krimitage werde die Emmestadt im Herbst wieder andere, positive Schlagzeilen machen.

«Grundsätzlich ruhig»

Derweil fragt sich Statthalter Franz Haussener, wieso bei den Rechten gerade Burgdorf so beliebt ist. Grundsätzlich sei die Stadt ja ruhig, und nach einem Vorfall lege sich die allgemeine Aufregung rasch. «Daher glaube ich nicht, dass die Region ein grundlegendes Imageproblem hat.»Stephan Künzi