Den wunden Punkt getroffen

BernerZeitung

Provokation erregen und so zur Diskussion anregen: Robin Bhattacharya sprach mit Interessierten über Kunst und Identität.

Ja, ein bisschen habe er schon damit gerechnet, sagt der Künstler Robin Bhattacharya. Eine Provokation war durchaus in seinem Sinne. Er hat mit seinem Hakenkreuz aus Langenthaler Porzellan im Kunsthaus für Aufsehen gesorgt. Die Porzellanfabrik verlangte noch vor der Vernissage die Räumung der Installation (wir berichteten). Das provokative Werk ist nun verschwunden.

Transparent abgerissen

Und noch eine weitere Arbeit von Robin Bhattacharya ist fort: Das Transparent an der Fassade des Choufhüsi ist in der Nacht auf Freitag heruntergerissen und am nächsten Tag im Kunsthaus abgegeben worden. Bhattacharya will es aber wieder aufhängen.

Nach der Kontroverse und der Empörung um das Hakenkreuz folgte nun das Gespräch. «Wer ist Langenthal?», fragte der 27-jährige Künstler am Freitagabend im Kunsthaus. Nur gerade 10 Interessierte liessen sich auf eine Diskussion um Langenthaler Identität ein. Neben Minarett und Rechtsextremismus rückte zusehends Bhattacharyas Werk selbst ins Blickfeld der Diskutierenden. Als aussen stehender Künstler hat er sich kritisch mit Langenthal auseinandergesetzt, hat Recherchen betrieben. «Dabei bin ich immer wieder auf die Gerüchte um die Rolle der Porzi im Zweiten Weltkrieg gestossen», sagte er. Gerüchte, die sich laut einem Historiker als falsch erwiesen hätten.

Nicht mit dem Stinkefinger

Nicht alle waren mit Bhattacharya Vorgehensweise einverstanden. So gab etwa Markus Heiniger zu bedenken: «Zwar lebt die Kunst von Provokation und Medienpräsenz. Aber du kannst nicht zuerst den Stinkefinger zeigen und die Leute dann zur Diskussion einladen.» Gerade mit der Porzi würden sich noch immer viele Langenthaler identifizieren. Damit habe er, Bhattacharya, einen wunden Punkt getroffen. «Wir sehen Langenthal nicht gerne mit diesem Image», sagte Grossrätin Nadine Masshardt; sie meinte das Image des Rechtsextremen und Durchschnittlichen.

Ob Identität letztlich in der Abgrenzung oder im Austausch geschaffen wird, blieb als offene Frage im Raum stehen.