Damit Solothurn bunt bleibt und nicht braun wird

Solothurner Zeitung: Demonstration · Das gestrige Zeichen gegen den Rechtsextremen-Marsch von Samstag wurde lautstark, aber friedlich gesetzt

«Solothurn soll nazifrei bleiben – bunt statt braun», dies die entschiedene Botschaft an der Gegenkundgebung nach der Neonazi-Demo vom vergangenen Samstag (wir berichteten). So versammelten sich gestern Abend schätzungsweise zwischen 300 und 400 Personen auf dem Kreuzackerplatz, um dem «braunen» Farbstich ein buntes politisches Statement gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus entgegenzusetzen. «Als ich von der Demo am Samstag hörte, erschrak ich, da ich meine Wahlheimat Solothurn als weltoffene Stadt mit guter Kultur und guten Leuten kenne», meint der 24-jährige Musiker Frederik Rechsteiner. Es gehe hier darum, ein Zeichen zu setzen, findet er. Was die Demonstranten – vom vermummten Auswärtigen bis zum «Durchschnittssolothurner» – auf ihrer Route durch die Altstadt denn auch machten. Einige Dutzend waren nach Erkenntnissen der Kantonspolizei aus Bern oder Zürich angereist. Dem Schlagwort der Masseneinwanderung hielten sie die «Maskeneinwanderung» entgegen – als Anspielung auf die Rechtsextremen, die am Samstag weissmaskiert durch Solothurn marschiert waren.

Um 22 Uhr zog Andreas Mock, Mediensprecher der Kantonspolizei, ein Zwischenfazit für den Anlass: «Es gab keine Auschreitungen, niemand musste angehalten werden, ebenso wurde niemand verletzt und es gab nach aktuellen Kenntnissen auch keine Schäden.» Damit sei die Kundgebung selbst ohne Zwischenfälle, «lautstark, aber friedlich» verlaufen, so Mock weiter. Tatsächlich wurde den Parolen wie «Soletta Antifascista» mit Feuerwerken Nachdruck verliehen. Nach einer Stunde löste sich der Demonstranten-Umzug am Landhausquai auf und ging in ein ebenso friedliches Strassenfest über – zumindest bis Redaktionsschluss.

Nichtsdestotrotz hatte man sich aufgrund von Hinweisen darauf eingestellt, dass allenfalls gewalttätige Demonstrationsteilnehmer anreisen könnten. Entsprechend sei man, wie Mock weiter bekannt gibt, mit einem grossen Polizeiaufgebot präsent gewesen. «Wir haben den Anlass mit eigenen Kräften der Kantons- und Stadtpolizei bewältigt und lediglich noch Einsatzmaterial des Berner Korps hinzugezogen», so Mock.

Abendverkauf teils auf Eis gelegt

Viele Einsatzkräfte standen an den neuralgischen Punkten entlang der Umzugsroute vorbeugend bereit, darunter auch etliche mit Schutzausrüstung. Vorgebeugt haben im Übrigen auch viele Geschäfte der Altstadt: Ungeachtet des eigentlichen Donnerstag-Abendverkaufs verriegelten sie ihre Ladentüren.

Für die via Facebook beworbene Demonstration war noch gestern Vormittag bei der Stadtpolizei Solothurn ein Gesuch eingegangen: «Wir wollen, dass über uns berichtet wird, dass wir uns den Aufmarsch nicht gefallen lassen, und nicht, dass wir keine Bewilligung haben», so Vertreter des Kollektivs hinter der Demonstration. Diese Rechnung scheint aufgegangen zu sein.

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