Ausschreitungen in Langenthal

Der Bund

Gewalt nach Rechtsextremen-Aufmarsch am Samstag – friedliche Antifa-Demo am Sonntag

Christine Brand, Rudolf gafner

«Wir hatten keine Ahnung», sagte Stadtpräsident Hans-Jürg Käser. Langenthals Behörden wurden am Samstag «völlig überrascht», als 150 bis 200 «Personen der rechten Szene» auftauchten und sich zu einem Demonstrationszug formierten. Es handelte sich um Mitglieder und Sympathisanten der «Partei National Orientierter Schweizer» (PNOS), die als rechtsextrem und fremdenfeindlich gilt. Es seien Personen aus verschiedenen Kantonen, vorab aus dem Baselbiet gewesen, sagte Käser. Offenbar hätten sie an mehreren Orten um Bewilligungen ersucht und diese nirgends erhalten – und seien dann in Langenthal gelandet, wo sie unbewilligt demonstrierten. «Selbst der Staatsschutz und die Kantonspolizei wussten nichts davon», so Käser. In höchster Eile sei es gelungen, 12 Polizisten aufzubieten. «Diese waren allerdings nicht in Montur», sagte Käser, «sondern im Hemd.»

Die Polizei und der zuständige Gemeinderat hätten dann mit der PNOS eine Route aushandeln können, so dass die gleichzeitig stattfindende 1.-Mai-Feier nicht gestört wurde. Indes, linke Antifas stellten sich den Rechten entgegen. «Als der PNOS-Zug sich Richtung Bahnhof bewegte, wurde er dort von rund 60 Angehörigen der linksautonomen Szene empfangen, die von Olten her angereist waren», sagt Jürg Mosimann, Sprecher der Kantonspolizei. Beim Versuch, ein Aufeinandertreffen beider Lager zu verhindern, wurde ein Polizist durch einen Schlag am Kopf verletzt. Es sei darauf zu «kurzen, aber heftigen» Ausschreitungen zwischen beiden Seiten gekommen. Petarden, Flaschen und Steine wurden geworfen. Es habe auf beiden Seiten Verletzte gegeben. Die PNOS gibt an, dass ihre Mitglieder von «den Vermummten» angegriffen worden seien. Antifa teilte mit, die Neonazis hätten angegriffen, selbst noch den abfahrenden Zug beschädigt, gar den Lokführer verletzt. Die Polizei hat 20 Personen beider Seiten vorübergehend festgenommen.

Für gestern Abend dann rief ein «Freies Demokollektiv» spontan zu einer Gegendemonstration gegen den «faschistischen» Aufmarsch. Gut 100 Jugendliche, unter ihnen Antifas aus Bern, folgten dem Aufruf; es kam zu keinen Zwischenfällen, wie Kantonspolizei-Sprecher Heinz Pfeuti bestätigte. «Alles lief prima, nicht einmal eine Sprayerei gabs», lobte Dominik Bucheli, Langenthaler GFL-Sekretär, als Sprecher der Demonstration auf Anfrage. Ein paar «Nazis» hätten die Linken beobachtet, seien aber vor einer Konfrontation weggefahren.