Aktion von Neonazis: Junge Tat hisst Transparent auf Basler Bahnhofsdach

Tages-Anzeiger. Mitglieder der Neonazigruppe Junge Tat haben am Sonntagmittag Petarden auf dem Basler Bahnhofsdach gezündet und ein Transparent mit der Aufschrift «Kriminelle abschieben» aufgehängt.

Die Botschaft des Transparents lautet: «Kriminelle abschieben!»

Vermummte Mitglieder der Jungen Tat haben sich am Sonntagmittag Zugang zum Dach des Basler Bahnhofs verschafft und ein Transparent gehisst. Darauf ist neben der Aufschrift «Kriminelle abschieben!» ein weisses Schaf zu sehen, das ein schwarzes Schaf wegkickt. Das Motiv erinnert an das sogenannte Schäfchenplakat mit der Aufschrift «Sicherheit schaffen». Damit hatte die SVP 2007 für die Ausschaffungsinitiative geworben.

Ein Leserreporter beobachtete, wie sechs junge Männer sich Zugang auf das Basler Bahnhofdach verschafften.

Wie auf einem Video zu sehen ist, das ein Leserreporter «20 Minuten» zur Verfügung gestellt hat, haben die Mitglieder der Gruppe beim Hissen des Transparents Petarden auf dem Bahnhofsdach gezündet. Verschiedene Passanten haben daraufhin Meldung bei der Basler Kantonspolizei erstattet. Diese rückte aus und nahm sechs Personen fest, wie sie am Sonntagnachmittag mitteilt. Da sich die Rechtsextremen weigerten, ihre Gesichtsvermummung abzulegen, wurden sie auf die Wache mitgenommen. «Ihnen droht eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch und weiterer Delikte», schreibt die Basler Polizei.

«Basel bleibt bunt»: Eine kleine Gegendemonstration fand nach der Neonazi-Aktion vor dem Basler Bahnhofsgebäude statt.

Zwischenzeitlich fand eine kleine Gegendemonstration von den linken Parteien Basels starke Alternative (Basta), Juso und dem jungen grünen Bündnis Nordwest vor dem Bahnhof statt. Zehn Personen versammelten sich hinter einer Friedensfahne und verschiedenen Plakaten. Die Botschaften: «Basel bleibt bunt.» Und: «Nazis raus.»


Fedpol hat Junge Tat auf dem Schirm

Die Junge Tat, hervorgegangen aus den Gruppierungen Eisenjugend und Nationalistische Jugend, bekennt sich sichtbar zu nationalsozialistischem Gedankengut. Ihr Logo ist die germanische Tyr-Rune, die Hitlers «Führernachwuchs» oberhalb der Hakenkreuz-Armbinde trug. Die Mitglieder der Gruppe fielen in den letzten zwei Jahren etwa mit einem antisemitischen Angriff auf, als sie ein Zoom-Meeting der Jüdischen Liberalen Gemeinde in Zürich kaperten und Bilder von Hitler und Hakenkreuzen einblendeten. Bei Hausdurchsuchungen wurden bei mehreren Mitgliedern Schusswaffen gefunden. (Lesen Sie dazu: «Recherche zu Rechtsextremismus – Wieso stoppt niemand die Junge Tat?»)

Die Bundespolizei (Fedpol) hat die Gruppierung auf dem Schirm. So hat sie etwa die oberste Polizeibehörde der Europäischen Union (Europol) über die Aktivitäten der Jungen Tat informiert. «Die Schweiz meldet, dass die neue rechtsextreme Gruppe Junge Tat eine öffentliche Kommunikationsstrategie in den sozialen Medien betreibt, die in ihrer rechtsextremistischen Szene bisher beispiellos ist», heisst es im Europol-Bericht «Terrorism Threat Situation and Trend Report 2022».