Neonazis rekrutieren via Internet

TagesAnzeiger

Unbekannte Schweizer Nationalsozialisten versuchen im Netz, junge Romands zum Hass auf Juden, Araber und «Neger» zu verleiten.

Von Richard Diethelm, Lausanne

Rechtsextreme und Neonazis benutzen zwar seit Jahren das Internet, um rassistisches Gedankengut zu verbreiten und mit Gleichgesinnten in aller Welt zu kommunizieren. Der Leiter der Aktion Kinder des Holocaust (AKdH), Samuel Althof, kann sich jedoch nicht erinnern, dass je in der Westschweiz auf einer Website so «eindeutig für den Nationalsozialismus» geworben wurde wie auf der kürzlich aufgetauchten Seite einer Gruppierung namens Nationaux-Socialistes Suisses; kurz: NSS.

Das Hakenkreuz, übelste Ausfälle gegen Juden, Araber und «Neger», Aufrufe zum Kampf, um «unter Führung Wotans» die weisse Rasse der Arier zu verteidigen – das ganze Arsenal der Nazipropaganda findet sich auf der Website. Die AKdH überprüft in der Schweiz Webseiten auf antisemitische und andere rassistische Inhalte. Sie meldete ihre Entdeckung umgehend der Koordinationsstelle CICAD, welche in der Romandie wachsam alle Formen von Antisemitismus und Verleumdung der Juden registriert und präventiv tätig ist.

CICAD-Generalsekretär Johanne Gurfinkiel vermutet, dass eine kleine Gruppe von Schweizer Neonazis mit Verbindungen zu «Blood and Honour», einer starken rechtsextremen Bewegung in den USA, hinter der neuen Webseite steht. Diese versuche vor allem in Genf und Lausanne, Jugendliche anzuwerben. Die CICAD erwägt eine Strafanzeige. Die Website verletzt offensichtlich das Verbot der Rassendiskriminierung. Das Bundesamt für Polizei ist bereits aktiv geworden und prüft laut seiner Sprecherin derzeit die strafrechtliche Relevanz. Die Strafverfolgung sei jedoch eine kantonale Aufgabe. Da die Website über einen Host in den USA verbreitet wird, müsse man zuerst einen Anknüpfungspunkt in einem Schweizer Kanton finden.