einige wenige Hardliner – an Lions-Spielen gemeinsame Sache. Bei den Zürcher

heute

Fussballderbys beschränken sich die neuen Freunde deshalb auf verbaleAttacken.

Anonyme sind aggressiver
„Da habe ich aber gar keine Freude“, sagt Brack zu Vögeli. Kurz nachSpielbeginn sind nochmals 5 Militante in der Südkurve eingetroffen. Machtzusammen 15. Die beiden Hooliganspezialisten kennen alle, sprechen sie an,reden über Beruf, private Probleme. Brack, gross gewachsen, klopft aufSchultern, macht Witze. Vögeli, ruhiger als sein Kollege, beobachtet genau.“Militante deanonymisieren“ – das sei genau der Zweck ihrer Arbeit.Übersetzt heisst das: Hooligans randalieren weniger, wenn sie der Polizeials Menschen bekannt sind. Wenn etwas Happiges geschieht, geht es denDrahtziehern an den Kragen: Stadionverbot oder Strafverfolgung.

Der flotte Umgang mit seiner Klientel täuscht. „Ich mag meine Arbeit schonlange nicht mehr“, sagt Brack. Vögeli nickt zustimmend. Sie stehen amEingang und nippen am Kaffee. Im Stadion läuft das zweite Drittel,Spielstand 1:1. Diese geballte Aggression mache ihm oft schwer zu schaffen.“Manchmal würde ich denen am liebsten eine betonieren, doch stattdessen mussich vor ihnen auf die Knie.“ Er müsse sie mit „klaren Worten“ besänftigen,um so die Eskalation zu verhindern. Und manchmal wünscht er sich insgeheim,dass die Hooligans eins aufs Dach kriegen. Aber das geschehe selten. „Sieprovozieren den Gegner und rennen bei Gefahr weg.“ Schläge einsteckenmüssten dann die arglos umherstehenden „Chuttefans“ – die harmlosen Anhängermit den ZSC-Leibchen.

Die Schweizer Szene ist laut Brack zwar nicht mit dem Ausland zuvergleichen, doch sie wachse stetig. Angst machen ihm auch die 13-,14-Jährigen. „Die fahren schneller drein als die Älteren.“ „Zum Glück“, fügtBrack an, „gehe ich in eineinhalb Jahren in Pension.“

„Der Dölf und der Vögi“, sagt Michi (Name geändert), „das sind zwarArschlöcher, aber schon in Ordnung.“ Michi ist das vierte Mal in Lugano unddas erste Mal im Stadion. Bei den drei vorangegangenen Besuchen nahm ihn diePolizei präventiv in Haft. Hooligan ist er „just for fun“. Er sucht den“Kick“, liebt das Adrenalin, das in seinen Kopf schiesst, wenn er 40 Gegnerngegenübersteht. Und stehen bleibt. „Hooligan heisst übersetzt Saubueb, unddas werde ich mein ganzes Leben lang bleiben.“ Spiele gegen Lugano sind fürMichi immer etwas ganz Spezielles: „Lugano – das ist purer Hass.“ Weshalbdem so ist, kann er nicht genau sagen. Das haben Fehden so an sich. Und wiesteht es mit der Angst? „Nie.“

40 Luganesi mit Holzlatten
47 Minuten sind vorbei, das Spiel ist gelaufen. Es steht 4:1 für den HCLugano. Michi und seine Kollegen zücken ihre Natels, sendenSMS-Mitteilungen, telefonieren. Irgendeiner bekommt die Meldung, 40 Luganesistünden mit Holzlatten bewaffnet unten an der Strasse, um die zum Parkplatzgehenden ZSC-Fans zu verdreschen. Die Militanten laufen hin und her,geschützt vom Gitter beim Ausgang. „Wie aufgescheuchte Hühner“, sagt Brack.“Die haben Schiss.“

Es ist kurz vor Spielende. Die Fans aus Zürich verlassen das Stadionvorzeitig. Unten an der Strasse ist weit und breit keine Holzlatte zu sehen.Dafür wimmelt es von Polizisten. „Gute Arbeit“, sagt Brack und schütteltHände. Es ist nichts passiert. Das Finale geht weiter.