Junger Mann spitalreif geschlagen

Der Bund

KÖNIZ / Letzte Woche kam es beim Bahnhof Köniz zu einer Schlägerei. Dabei haben angeblich Rechtsradikale einen jungen Könizer schwer am Kopf verletzt.

ige/nn. In der Nacht auf letzten Samstag seien beim Bahnhof Köniz mehrere Personen von «Naziskins» mit Baseball-Schlägern verprügelt worden, schreibt das Bündnis «Alle gegen Rechts» in einem Communiqué. Gemäss dem Bündnis musste eine Person mit einem Schädelbruch in die Intensivstation eingeliefert werden. Zudem schreibt die Aktion «Köniz bleibt faschofrei» in einem Flugblatt, die Neonazis hätten den Verletzten «wiederholt mit Stöcken und Flaschen auf den Kopf geschlagen» und ihn «mit Fusstritten traktiert». Den Angegriffenen sei es schliesslich gelungen, den schwer verletzten jungen Mann «in ein nahe gelegenes Heim» in Sicherheit zu bringen. Die Pflegerinnen des Heims hätten darauf die Polizei verständigt.

Schwere Vorwürfe

Die Verfasser des Flugblatts erheben auch schwere Vorwürfe an die Adresse der Polizei: «Als ein Polizist im Heim eintraf, musterte er die Wunden des stark blutenden Jugendlichen und riet ihm, ins Spital zu fahren.» Der Polizist habe sich darauf entfernt, ohne einen Rettungswagen zu verständigen. Anschliessend sei der Verletzte von seinen Eltern ins Spital gebracht worden.

Gemäss dem Vater des verprügelten jungen Mannes, der gestern Nachmittag in der Könizer Polizeiwache erschien und den Vorfall meldete, haben die Ärzte Risse in der Schädeldecke diagnostiziert. Sein Sohn befinde sich nach wie vor im Spital. Über die Umstände der Prügelei konnte der Vater des 24-Jährigen laut Polizei allerdings nichts weiter sagen.

Polizei bestätigt Einsatz

Heinz Pfeuti, Pressesprecher der Kantonspolizei, bestätigte auf Anfrage, dass es in der Nacht auf den 9. März zu einem Polizeieinsatz in Köniz gekommen sei. Die Polizei habe mehrere Anrufe erhalten und darauf vor Ort Leute kontrolliert. Einer von ihnen sei verletzt gewesen. Es habe sich aber wohl nur um eine leichte Verletzung gehandelt, denn sonst hätten die Polizisten die Überführung ins Spital veranlasst, vermutet Pfeuti. Über den Anlass des Einsatzes und den genauen Ort konnte Pfeuti keine Angaben machen.

Kenntnis vom Vorfall hat Giorgio Andreoli, Projektleiter des Gewalt-Beratungstelefons «ggg fon». Er wisse aus «zuverlässiger Quelle», dass es sich bei den Streitigkeiten tatsächlich um einen Konflikt mit Rechtsradikalen gehandelt habe, sagt er. Bereits im letzten Dezember habe eine solche Gruppe im Könizer Jugendraum Chill Out eine Schlägerei angezettelt. Von diesem wie auch dem jüngsten Vorfall wurde der Könizer Gemeinderat bis gestern nicht unterrichtet. Die Betroffenen hätten sich leider nicht bei der Beratungsstelle der Gemeinde gemeldet, sagt Gemeindepräsident Henri Huber. Die genauen Umstände würden nun abgeklärt.

Plakataktion gestern Abend

Gestern Abend um 19 Uhr haben rund zwanzig Jugendliche beim Bahnhof Köniz zahlreiche Flugblätter angebracht. Mit der Aktion, die im Vorfeld angekündigt worden war, wolle man am Tatort selbst «ein Zeichen gegen rechtsextreme Gewalt im Alltag setzen», hiess es im Communiqué des Bündnisses «Alle gegen Rechts». Auf den Flugblättern wurden der Tathergang aus Sicht der Opfer dargestellt und die Vorwürfe gegen die Polizei bekräftigt.