Wende im Feilschen um die Bundesfeier?

Landbote

Unternehmer wollen die Rütlifeier 2007 retten. Die Stadt Luzern stellt sich wieder als Abfahrtsort für Schiffe zur Verfügung.

LUZERN ? «Die Rütlifeier ist gerettet», sagte gestern die Luzerner Sicherheitsdirektorin Ursula Stämmer. Ob das Feilschen um die Rütliwiese und die Bundesfeier am 1. August beendet ist, will nach dem Hin und Her noch niemand richtig glauben. Tatsache ist: Die Luzerner stellen Luzern als einzigen Abfahrtsort wieder zur Verfügung, obwohl sich der Bundesrat an den Sicherheitskosten nicht beteiligt. «Es kann nicht sein, dass die Schweiz nicht in der Lage ist, eine würdige und geordnete 1.-August-Feier auf dem Rütli durchzuführen», schreibt der Stadtrat in der gestrigen Mitteilung.

Der Sinneswandel ist durch das Angebot des Schweizer Unternehmers Johann Schneider-Ammann (Ammann Group, Langenthal), unbestätigten Meldungen zufolge auch Nicolas G. Hayek (Swatch, Biel), zustande gekommen, die sich an der Finanzierung beteiligen wollten. Solches Engagement geschehe laut Luzerner Regierung «aus echter Sorge um den Ruf der Schweiz im europäischen und im internationalen Umfeld». Die Souveränität der Schweiz könne angezweifelt werden, wenn es nicht gelinge, das Feilschen um die Zufahrt zu beenden. Auch sehe man die Glaubwürdigkeit der Schweiz gegenüber ausländischen Partnern gefährdet.

Interesse an der Feier

«Bei der früheren Absage ging es uns nicht allein ums Geld des Bundes. Aber das Angebot des Unternehmens hat uns den jüngsten Schritt erleichtert», sagte Stadträtin Ursula Stämmer. Schliesslich bestehe auch für die Stadt Luzern ein Interesse an der Durchführung der Bundesfeier. Wie gross der finanzielle Beitrag der Unternehmer ist, kann Stämmer nicht sagen. Bei dem vom Bund erwarteten Beitrag war von unter 200 000 Franken die Rede. Nach Ursula Stämmer ist der jüngste Vorstoss aus Luzern kein Alleingang, sondern mit anderen Behörden abgesprochen. Die Lösung der Stadt Luzern gilt nur für 2007. Für 2008 und die folgenden Jahre hält der Stadtrat an den früher kommunizierten Varianten fest: mehrere dezentrale oder jährlich wechselnde Abfahrtsorte.

«Uri ist erfreut und sehr erleichtert», sagte der Urner Polizeidirektor Josef Dittli. Es handle sich um eine staatspolitisch gute Lösung. Mit der Luzerner Kollegin Stämmer ist er sich einig, dass eine Bundesfeier auf dem Rütli für die Sicherheitskräfte viel einfacher zu planen ist. Aus Sicht von Dittli kommt jetzt jenes Konzept zum Tragen, das Uri Anfang Jahr bewilligt hat: eine schlichte Bundesfeier mit Verlesung des Bundesbriefes und Ansprachen der beiden höchsten Frauen, Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey und Nationalratspräsidentin Christine Egerszegi.

Feier liegt Leuten am Herzen

Die Rütlikommission reagiert mit Freude und Genugtuung auf den Entscheid aus Luzern. Von einer «Rettung der Rütlifeier» will Sprecher Martin Hofer ausgehen; die Machbarkeit scheine jetzt gegeben. Der Abfahrtsort und die Kostenfrage zur Sicherheit seien geregelt. Hofer hatte nicht damit gerechnet, aber gehofft, dass sich noch eine Lösung ergebe. Nach der vermeintlichen Absage der Feier habe man aufgrund von zahlreichen Leserbriefen und Eingaben an die Rütlikommission erfreut festgestellt, dass eine Bundesfeier auf dem Rütli sehr vielen Leuten in der Schweiz am Herzen liege: «Jetzt hat die Ampel für die Rütlifeier von Dunkelrot auf Hellgrün gewechselt», sagte Hofer. Die Rütlikommission wird am nächsten Freitag definitiv über das neue Angebot und weitere Vorgehen befinden. Im Vordergrund steht eine Feier wie letztes Jahr mit insgesamt 2000 Plätzen und Ticketingsystem. Dadurch kommt es nach Hofer zu keinen Störungen durch Rechtsextreme.

Souveränität gefährdet? Peinlich, aber kein Schaden

Die Organisation Präsenz Schweiz beobachtet, wie die Medien im Ausland über die Schweiz berichten. Die Diskussion ums Rütli sei im Ausland noch nicht wahrgenommen worden, so Sprecherin Mirjam Matti. Der CVP-Ständerat Philipp Stähelin, Präsident der Aussenpolitischen Kommission, hofft sogar, gar nicht auf die Rütlifeier angesprochen zu werden. Wie er diese Situation im Ausland erklären würde, darauf hat er auch keine Antwort parat. «Da sagen wir möglichst gar nichts. Die Diskussion um das Rütli ist wahrlich kein Ruhmesblatt für die Schweiz», so Stähelin. Der ehemalige «Schattenaussenminister» Ernst Mühlemann ist zwar der Ansicht, dass es «nichts schadet», wenn potente Wirtschaftsunternehmen gelegentlich in eine Lücke springen. «Doch kein Land der Welt liesse es bei ihrem Nationalfeiertag so weit kommen», moniert er.