Vogelfrei und immer schön anonym

Thurgauer Zeitung vom 08.12.2012

 

Die Band «Vargr i Veum» soll zum Umfeld der rechten Hammerskins gehören. Sie rocken heute abend in Riedt. Ihre Texte handeln von germanischen Sagen. Die Polizei hat keinen Verstoss gegen das Rassismusgesetz festgestellt.

RIEDT BEI ERLEN. Musiker sind meistens auf Publicity bedacht. Nicht so die Band «Vargr i Veum». Sie gibt im Internet nur spärliche Infos preis. Man erfährt gerade mal, dass es die Band in der jetzigen Besetzung seit drei Jahren gibt und dass ihre Musik zwischen Motörhead und AC/DC angesiedelt sei «mit einer kleinen Prise Extremo». Extrem – für die Antifaschistische Gruppe Oberland (gemeint ist das Berner Oberland) trifft dies vor allem auf die politische Ausrichtung zu. «Vargr i Veum» werden von den Antifaschisten zum Umfeld der Hammerskins gezählt. Das ist eine neonazistische Vereinigung, die sich als Elite der Naziskins versteht. «Vargr i Veum gehören zur Hammerskin-Szene», das sagt auch der Journalist Hans Stutz aus Luzern, der die rechte Szene seit langem beobachtet.

Der Name ist althochdeutsch und bedeutet soviel wie vogelfrei oder heimatlos. Im 2008 habe die Band in Kradolf an einem Fest des Patriotischen Ostflügels gespielt, einer rechtsextremen Organisation. Die Polizei habe auf den CDs von «Vargr i Veum» nichts gefunden, was gegen das Rassismusgesetz verstossen würde, sagt Andy Theler, Info-Chef der Kantonspolizei.

Die Texte handeln von germanischen Sagen und Mythen. Es gibt auch Bezüge zur Schweizer Geschichte. Das Cover zeigt germanische Runen und die Lieder tragen Titel wie: «Zur Schlacht von Schwaderloh» oder «Merseburger Zauberspruch». Ein Teil der Bandmitglieder, die alle nur unter Pseudonym aufgeführt sind, soll aus dem Thurgau stammen.

Das ist mit ein Grund, warum sie heute abend im Löwen-Pub in Riedt bei Erlen auftreten. Der Löwen-Wirt war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Remo Moser von der Alltrade-Agentur verpflichtet regelmässig Bands für das Pub. «Vargr i Veum» kennt er aber nicht. Er habe mit Nazis nichts am Hut. Dieses Konzert habe der Wirt selber organisiert. Der wisse sicher auch nicht, dass die Band aus der rechtsextremen Ecke komme. Der Wirt sei ein lieber Kerl. «Der denkt sehr sozial, das ist ganz sicher kein Rechter.» Im Pub würden auch ausländische Serviertöchter arbeiten. Bevor der jetzige Wirt das Ruder übernahm, hätten im Löwen-Pub angeblich immer mal wieder Skins verkehrt. (san)