Todesopfer bei Skinhead-Konzert

St. Galler Tagblatt

Bei einer illegalen Skinhead-Veranstaltung trafen sich 450 Rechtsextreme im Bregenzerwald

Bregenz. An einem Skinhead-Konzert vom vergangenen Wochenende ist eine Münchnerin in einen Bach gestürzt und ertrunken. Nun wird gegen Veranstalter und Vermieter ermittelt.

Jutta Berger

Ihren Ausflug an ein Skinhead-Treffen im Bregenzerwald musste eine 23-jährige Kellnerin aus München vergangenen Samstag mit dem Leben bezahlen. Weil auf dem illegalen Festplatz sanitäre Einrichtungen fehlten, ging die junge Frau nachts ins Gebüsch. Dabei stürzte sie über eine ungesicherte steile Böschung in einen Bach. «Tod durch Ertrinken», heisst es im Obduktionsbericht. Und weiter: «Fremdverschulden kann ausgeschlossen werden.»

Die Staatsanwaltschaft muss nun klären, ob Vermieter des Platzes oder Veranstalter des Treffens – ein amtsbekannter Skinhead aus Dornbirn – für den Unfall haftbar gemacht werden können. Sicherheitsdirektor Elmar Marent, Vorarlbergs oberster Polizist, sagt: «Besitzer von Liegenschaften haben es in der Hand, solche Treffen zu verhindern.» Die Polizei habe keine Rechtsmittel, gegen private Partys vorzugehen.

Keine Bewilligung eingeholt

Am Wochenende hatte sich die internationale rechte Rockszene wieder einmal in Vorarlberg getroffen. 450 Skinheads sangen – ungestört von der anwesenden Polizei – ihr Liedgut. Als «idealen» Veranstaltungsort hatten sich die Rechtsextremen die Gemeinde Krumbach ausgesucht, ein idyllischer Flecken im Bregenzerwald.

Am Samstag strömten die Rechtsextremen in Massen in das Ferienheim der Gemeinde. «Wir haben im Dorf nichts davon bemerkt», sagt Bürgermeister Arnold Hirschbühl. «Das Haus liegt ausserhalb des Dorfes. Der Platz, wo illegal das Zelt aufgestellt wurde, liegt in einer Mulde, die nicht einsehbar ist.» Für Hirschbühl ist klar: Nie hätte er eine solche Veranstaltung genehmigt. Und: Der Veranstalter hätte der Gemeinde den Zeltaufbau anzeigen müssen. «Wir hätten ihm Auflagen gemacht», sagt der Bürgermeister, «das Konzert hätte nicht stattfinden können. Solche Leute wollen wir nicht im Dorf.» Hirschbühl schliesst nicht aus, dass der Ferienheim-Vermieter dazu «eine etwas andere Meinung» hat. Eine Vermutung, die auch eine junge Bregenzerin teilt, die zufällig Zeugin des Aufmarsches wurde. «Wir fragten den Vermieter, ob er nicht wisse, dass sich da Rechtsextreme treffen.» Die Antwort habe sie schockiert: «Solange sie zahlen, ist mir das egal.»

Zuerst Destination Ostschweiz

Die Polizei wurde vom Konzert überrascht. Sie war falsch informiert worden und hatte geglaubt, das Konzert werde in der Ostschweiz stattfinden.