Rütner Neonazi-Sänger bestreitet alles

Zürcher Oberländer: Rüti Kevin G. hat sich zum ersten Mal in den Medien geäussert. Dabei gibt sich der Rütner als harmloser Patriot. Er sei weder in der Band Amok aktiv, noch sei er beim Neonazi-Konzert in Unterwasser aufgetreten.

Über 5000 Neonazis feierten Mitte Oktober im toggenburgischen Unterwasser ein «Rocktoberfest». Auf dem Flyer waren neben drei Deutschen auch eine Schweizer Band angekündigt: Amok. Mitbegründer und langjähriger Sänger ist der Rütner Kevin G. Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» äusserte sich der 28-Jährige erstmals öffentlich. Darin dementiert er jegliche Vorwürfe. Er habe Amok schon vor vielen Monaten verlassen und mache auch sonst keine Musik mehr. Mit anderen Projekten wie «Mordkommando» und «Erschiessungskommando», in deren Texten Morddrohungen gegen Politikerinnen geäussert werden (wir berichteten), habe er nichts zu tun, sagt der gelernte Metzger. Auch am Anlass in Unterwasser sei er nicht dabei gewesen, «ich kann deshalb auch nicht sagen, was für Ansichten ab dieser Veranstaltung vertreten wurden». Über seine eigene Weltanschauung sagt er: «Wenn es heute als rechtsradikal gilt, dass man sein Heimatland liebt und sich Sorgen betreffend Masseneinwanderung, Asylpolitik und Ausländerkriminalität macht. Ja, dann gelte ich in den Medien wohl als rechtsradikal.»

Vorstrafen sind «Jahre her»

Allerdings ermittelt die Staatsanwaltschaft derzeit noch wegen eines Übergriffs auf einen Juden in Wiedikon gegen Kevin G. Dabei habe er 2015 als Rädelsführer einer 20-köpfigen Gruppe den Mann als «Scheissjuden» beschimpft und ihm ins Gesicht gespuckt. Zeugen hätten die Attacke bestätigt. G. bestreitet die Vorwürfe. Schon früher beschäftigte er die Gerichte. Wegen einer Schlägerei in der Joner Boomerang-Bar verurteilte ihn das Kreisgericht See-Gaster unter anderem wegen mehrfacher Körperverletzung zu 30 Monaten Gefängnis, davon 12 unbedingt. Mit einem Kollegen verprügelte er 2012 einen betrunkenen Provokateur und schlug ihm dabei einen Aschenbecher ins Gesicht. Als der Mann am Boden lag, traten sie weiter auf ihn ein. Die Anklage dokumentierte weitere Fälle: An der Hombrechtiker Chilbi schlug er einem Gegner einen Zahn aus, und an der ZOM 2011 schlug er eine betrunkene Frau bewusstlos, die ihm ein Getränk über den Kopf geleert hatte. Kevin G. sagt, seine Vorstrafen seien «Jahre her» und müssten «nicht weiter diskutiert werden».

Ohne Vater aufgewachsen

Der Artikel zeichnet den Lebensweg von G. nach. Er wuchs ohne Vater in Hombrechtikon auf und rutschte wegen seines älteren Bruders in die rechte Szene. Dieser sei zwar nicht mehr aktiv, G. hingegen sei aufgestiegen. «Er ist ein Star in der Szene», sagt der Psychologe der Schule Hombrechtikon, Lothar Janssen. «Darauf will er nicht verzichten.» Das mache ihn gefährlich.