Runterspielen ist gefährlich

Luzerner Zeitung: Kommentar

Angekündigt war ein Konzert mit Schweizer Nachwuchsbands. Zu hören waren in einer Tennishalle im sankt-gallischen Unterwasser dann Bands mit Namen wie Stahlgewitter, Frontalkraft, Exzess oder Amok. Allesamt prominente Bands der rechten Szene. Bis zu 6000 Besucher marschierten zum Neonazi-Konzert auf. Viele davon aus dem Ausland.

Der Anlass sei «friedlich» verlaufen, sagen die Betreiber der Tennishalle. Auch die Kantonspolizei, die das Treiben vor Ort beobachtet hatte, bezeichnete den Verlauf als «gesittet». Laut dem Gemeindepräsidenten sei am Ende der Veranstaltung der Abfall pflichtbewusst eingesammelt worden.

Alles in bester Ordnung also? Auf keinen Fall! Unterwasser darf nicht runtergespielt werden. Dass sich ein brauner Mob in einem Schweizer Dorf ohne Konsequenzen treffen kann, schockiert. Dass Bands ihre expliziten Texte ins Mikrofon grölen können, ohne dass ihnen jemand den Strom abdreht, macht wütend. Ein Beispiel gefällig? «Ich weiss, dass ihr sie nie vergesst, Ruhm und Ehre der Waffen-SS» lautet ein Text der Band Stahlgewitter. Ekelhaft.

Dass in der Tennishalle die Rassismus-Strafnorm verletzt wurde, liegt auf der Hand. Im Netz kursieren Fotos, die kahlköpfige Besucher mit Hitlergruss zeigen. Die Polizei hat sich aufs Zuschauen beschränkt. Bei einem privaten Anlass sei der Veranstalter dafür verantwortlich, was im Konzertlokal passiert. Deshalb gilt die Schweiz in der Szene längst als sichere Region für rechtsextreme Musikevents. Hier lässt sich ungestört hetzen – es genügt, den Anlass zu einer privaten Veranstaltung zu erklären. Das muss sich ändern.