Rechtsextremismus-Vorwurf: Köniz sagt Konzertanlass einer Metal-Band ab

Der Bund. Wirbel in Köniz: Am Samstag hätte die Black-Metal-Band Forgotten Tomb im Kulturhof auftreten sollen. Das Konzert wurde kurzfristig abgesagt.

Die Kehrtwende kam am Freitagabend um 17 Uhr. Das Black-Metal-Festival, das am Samstagabend in Köniz auf dem Programm stand, ist abgesagt. Das haben die Veranstalter nach einer kurzen und heftigen Polemik entschieden. Die Konzerte von fünf Bands hätten im Kulturhof beim Schloss Köniz stattfinden sollen, einer Liegenschaft, die der Gemeinde gehört. 

Die Veranstalter des Festivals sahen sich mit dem Vorwurf konfrontiert, dass die italienische Band Forgotten Tomb eine Plattform erhalten werde, um rechtsextremes Gedankengut zu verbreiten. Es sind Anschuldigungen, welche die Band zurückweist.

Die Drähte liefen heiss

Der Vorwurf kursierte offenbar bereits vergangene Woche auf dem YB-Forum. Auf diese Meldung wurde auch die Regionalkonferenz Bern-Mittelland aufmerksam, die darauf umgehend die Gemeinde Köniz informierte. Auch die antifaschistische Bewegung Bern kritisierte am Donnerstag den Anlass auf Twitter.

Die Verantwortlichen des Kulturhofs betonen auf Anfrage: «Wir tolerieren weder Rassismus noch Gewalt und distanzieren uns klar von rechtsradikalen Bands.» Die Polemik wirft die Frage auf, wie es zu dieser Kehrtwende kam. Wie bei jeder Veranstaltung will sich der Verein im Vorfeld über die auftretenden Bands erkundigt haben.

Dabei traten erste Fragen auf: «Bezüglich Forgotten Tomb sind wir auf Informationen gestossen, die uns dazu veranlasst haben, den Veranstalter damit zu konfrontieren.» Dieser habe versichert, dass die Band jegliches nationalsozialistische Gedankengut ablehne. Mit dieser Erklärung gab sich der Verein zufrieden. Bis zum Freitagabend.

Weitere Angaben zu den Gründen der Absage wollten die Vereinsverantwortlichen nicht machen. Nur so viel liessen sie noch vor der Absage verlauten: «Die Sicherheit des Konzertpublikums sowie der Könizerinnen und Könizer steht für den Verein Kulturhof Schloss Köniz an erster Stelle.» Ob Gewalt angedroht wurde, ist offen. Weitere Informationen will der Verein erst nächste Woche bekannt geben. 

Die Gemeinde schaltete sich ein 

Spätestens seit Donnerstag liefen die Drähte zwischen der Gemeinde Köniz, den Vorstandsmitgliedern des Kulturhofs und den Veranstaltern heiss. Die Gemeinde Köniz als Besitzerin der Liegenschaft mischte sich in die Entscheidfindung ein: «Die Gemeinde hat sich umgehend mit dem Verein Kulturhof Schloss Köniz in Verbindung gesetzt und verschiedene Abklärungen und Massnahmen verlangt, falls er am Konzert festhalten wird», sagte Mediensprecherin Martina Summermatter. So forderte die Gemeinde auch ein zusätzliches Sicherheitsdispositiv und eine Information auf der Konzertseite, sodass Ticketkäuferinnen und Ticketkäufer automatisch informiert werden.

Was ist an den Vorwürfen dran?

Auch die Band selbst hat vom Wirbel in Köniz erfahren. Bereits am Mittwoch wies sie die Vorwürfe zurück: «Forgotten Tomb war nie eine politische Band, und nichts in unseren Texten und Botschaften deutete darauf hin.» Die Band unterstütze keine extreme politische Ideologie, welcher Art auch immer, schrieb sie auf Facebook. 

Doch was hat es mit den Vorwürfen auf sich? Die aktuellen Texte der Band sind düster, depressiv und morbid. Es geht um Themen wie Tod, Einsamkeit und Entfremdung. Strophen mit einem rechtsextremen Inhalt konnten die Kritiker der Band in dieser Woche nicht vorhalten. 

Die Vorbehalte gegenüber der Band basieren auf Ereignissen aus der Vergangenheit: Es geht dabei um deren Verbindungen zur neonazistischen Black-Metal-Szene (NBMS). So trat die Gruppe aus Piacenza beispielsweise 2005 als Vorband für Absurd auf, eine der bekanntesten NBMS-Bands Deutschlands. Die Band hält dazu fest, dass sie es heute ablehnen würde, an einem solchen Konzert zu spielen. Ebenso war 2013 ein Auftritt an einem solchen Festival in Brandenburg geplant, welches allerdings abgesagt wurde. Nun ist in Köniz das Gleiche passiert.