Rechtsextreme Szene will politisieren statt randalieren

Newsnetz vom 08.07.2009

Die rechtsextreme Szene will eine salonfähige politische Kraft werden. Recherchen der «Rundschau» zeigen, dass sich die rechtsextreme Szene in der Schweiz dem Zugriff der Behörden immer erfolgreicher entzieht. Zwar ritzen die Neo-Nazis die Grenze zur Illegalität noch immer heftig, doch sie vermeiden gekonnt jegliche Überschreitungen. Denn: Ihr Ziel ist es, eine salonfähige politische Kraft zu werden. Besonders aktiv sind die Rechtsradikalen gegenwärtig im Berner Oberland, wie die «Rundschau» berichtet.

Die neue Strategie bringt neue Mitglieder ein. «Wir haben in letzter Zeit eine Zunahme festgestellt», bestätigt Christof Kipfer, Chef der Kriminalabteilung der Kantonspolizei Bern. «Das führen wir darauf zurück, dass die Pnos, der politische Flügel, vermehrt aktiv wird. Und das ist attraktiv für junge Leute.» Dagegen tun könne die Polizei wenig bis nichts. Denn: «Der Gewalt haben sie eigentlich abgeschworen. Insofern stellen wir eine Verlagerung fest: vom polizeilich Interessanten weg – hin zum Politischen.»

Breites Angebot

Die Rechtsradikalen im Berner Oberland betreiben beispielsweise eine eigene Website: den «Nationalen Beobachter Berner Oberland». Dort war laut dem «Rundschau»-Bericht vor wenigen Tagen nachzulesen, dass man die HJ Oberland gegründet habe – wobei HJ hier nicht Hitler-Jugend, sondern Helvetische Jugend heisst. Von der gleichen Website aus wird die Szene durch einen Versand-Handel mit Hass-Musik versorgt. Im Angebot sind CDs von Bands wie «Die Braunen Stadtmusikanten».

Auch Vorträge werden organisiert. Im vergangenen Jahr trat beispielsweise Pierre Krebs, ein international bekannter Rassist und Antisemit, im Berner Oberland auf. Die Polizei musste dabei einmal mehr zuschauen. (mbr)