Rechtsextreme Rocker fliegen raus

Berner Rundschau

Roggwil Vermieter kündigt der Nazirock-Band «Indiziert» das Probelokal in einer alten Garage

Am Mittwoch hat der Vermieter der Nazirock-Band «Indiziert» den Mietvertrag für ihr Übungslokal in einer stillgelegten Autogarage gekündigt. Zumindest für Roggwil ist das Problem mit Rechtsextremen vorerst gelöst.

Christian Liechti

In Roggwil haben Rechtsextreme ausgerockt: Der Vermieter der stillgelegten Autogarage an der Gemeindegrenze zu Langenthal hat der Nazirock-Band «Indiziert» den Mietvertrag für ihren Übungsraum gekündigt. Damit stehen die Band und ihr rechtsextremes Umfeld ab Ende Juli bereits zum dritten Mal auf der Strasse. Auch in der alten Hefefabrik in Hindelbank und bei einem Gewerbebetrieb am Einschlagweg in Burgdorf kündigten die Besitzer die Mietverträge mit den Rechtsextremen auf.

Der Besitzer der Roggwiler Liegenschaft zieht mit der Kündigung einen Schlussstrich unter eine lange Geschichte: Der letzte Akt erfolgte erst im Dezember, als die Nazirock-Band Besuch des Berner Staatsschutzes erhielt. Die Gesetzeshüter sichteten bei der Hausdurchsuchung diverse Schriften, Flugblätter und Tonträger, die möglicherweise gegen die Antirassismusstrafnorm verstossen könnten (wir berichteten).

«Hineingedrängt worden»

«Ich bin da in eine Sache hineingedrängt worden, die ich gar nicht wollte», sagt der 84-jährige Grundeigentümer. Der Raum sei lediglich als Probelokal und nicht als Clublokal vermietet worden. Weil die Nazirock-Band das Lokal umnutzen wollte, stand der Besitzer unter Zugzwang, die alte Garage so zu sanieren, dass sie den Auflagen des Bau- und Gastgewerbegesetzes entsprochen hätte. Dies wäre laut Besitzer mit Investitionen von «mehreren tausend Franken» verbunden gewesen. «Ich wollte damit nicht indirekt zu einem zahlenden Mitglied dieser Gruppe werden.» Er sei ursprünglich davon ausgegangen, dass die Bandmitglieder für die Kosten aufkommen würden.

Problem verlagern

«Jetzt ist die Sache für Roggwil erledigt», sagt Gemeindepräsident Erhard Grütter (FDP). Die Gemeindebehörden hätten ihren Einfluss, wo dies möglich gewesen sei, geltend gemacht. Für Grütter ist klar: «Mit der Kündigung wird das Problem in eine andere Gemeinde verlagert. Die Band wird ihre Gesinnung kaum ändern.» Der Mieter konnte für eine Stellungnahme nicht erreicht werden.

In Deutschland weiss man sehr genau, welche Art von Musik die Band macht. Für deren CD darf in Deutschland nicht mehr geworben werden. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien hat den Tonträger geprüft und festgestellt, dass die Lieder und Texte an die nationalsozia listische Rassenlehre anknüpfen.

Auch wenn das Verfahren für die Bau- und Gastgewerbebewilligung nun hinfällig wird, ist die Sache für die Rechtsextremen noch nicht abgeschlossen. Nach der Hausdurchsuchung ist beim Untersuchungsrichter noch immer die Anzeige wegen eines möglichen Verstosses gegen die Antirassismusstrafnorm hängig.