Basler Zeitung
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Die Gründung der Pnos-Sektion Baselland und Basel-Stadt hat die Behörden aufgeschreckt. Der Vorsitzende der neuen Gruppierung ist erst 20 Jahre alt.
Seit dem Überfall auf den Liestaler Pronto-Shop im Frühling 2004 war es ruhig um die rechtsextreme Szene der Region – bis zum vergangenen Wochenende: Am Samstag hat die Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) in Gelterkinden eine neue Sektion Baselland und Basel-Stadt gegründet. «Diese Nachricht hat uns aufgeschreckt», sagt Stephan Mathis, Generalsekretär der Baselbieter Sicherheitsdirektion und Mitglied der gemeinsamen Arbeitsgruppe «Rechtsextremismus» von Baselland und Basel-Stadt. Bisher hätten die Behörden angenommen, die Szene habe sich in andere Landesteile verlagert.
In Liestal gegründet
In den letzten Monaten seien die rechtsextremen Aktivitäten zurückgegangen, erklärt Dieter Bongers, Leiter der Anlauf- und Beratungsstelle für Rechtsextremismus beider Basel. In der Region gebe es aber immer noch ein paar Aktivisten, denen es jetzt offensichtlich gelungen sei, Nachwuchs anzuwerben. Die Arbeitsgruppe werde sich an ihrer nächsten Sitzung Anfang Februar mit der neuen Pnos-Sektion befassen, sagt Mathis: «Wir nehmen diese Angelegenheit ernst.»
Die Pnos als gesamtschweizerische Organisation wurde 2000 in Liestal ins Leben gerufen – die damalige Führerfigur Sacha Kunz wohnte seinerzeit im Baselbiet. Später zog er in den Kanton Aargau, wo er über einen Onlineshop Musik von rechtsradikalen Bands und Neonazikleider vertrieb. 2006 hackte die Antifaschistische Aktion die Kundendatenbank des Versands. Unter den rund 100 Namen befand sich auch der heutige Vorsitzende der neuen Pnos-Sektion: Philippe Eglin aus Tenniken.
Vorwiegend Junge
Wie viele Mitglieder der Sektion beigetreten sind, will Eglin nicht bekannt geben. An der Sektionsgründung haben nach seinen Angaben rund 70 Personen teilgenommen. Dabei handle es sich vorwiegend um junge Leute. Er selbst ist erst 20 Jahre alt. Im vergangenen Sommer hat er seine Lehre als Logistikassistent abgeschlossen – im Rang.
Aus seiner rechtsradikalen Gesinnung hat Eglin schon früher keinen Hehl gemacht. Lange trat er mit Glatze und Springerstiefeln auf. Damit fiel er auch beim FC Diegten-Eptingen auf, wo er als Junior spielte und im Sommer 2005 eine Laufbahn als Verbandsschiedsrichter einschlug. 2007 hängte er die Schiripfeife an den Nagel. «Im Verein und auf dem Platz hat er sich immer anständig benommen», sagt FC-Präsidentin Astrid Erzer. Als Spieler wie auch als Schiedsrichter habe er sich auch gegenüber Ausländern korrekt verhalten. «Wir hofften immer, die Betätigung in unserem Club werde ihm helfen, aus dieser Szene auszusteigen.»