Rechte Trittbrettfahrer aus dem Städtli

BernerZeitung

Diesen Samstag wollen Rechtsextreme in Appenzell «gegen Kinderschänder» demonstrieren. Brisant: Hinter der unbewilligten Kundgebung stecken auch zwei Aktivisten aus dem Städtli Wiedlisbach.

Der Fall Ylenia hat die Schweiz wochenlang in Atem gehalten. Jetzt rufen Anhänger der rechten Szene zu einer makaberen Kundgebung auf: Am Samstag wollen sie in Appenzell, nur unweit des Ortes, wo Ylenia am 31.Juli entführt worden war, «gegen Kinderschänder und Gewalt an Kindern» demonstrieren.

Ursprünglich hatte der Appenzeller Bezirksrat die Kundgebung erlaubt. Nachdem aber bekannt worden war, wer dahintersteckt, widerrief er die Bewilligung. Und auch Ylenias Mutter distanzierte sich daraufhin deutlich von dem Anlass.

Quelle in Wiedlisbach

Hinter der Kundgebung steckt eine «Frei Nationale Kameradschaft Schweiz-Germania». Das Bewilligungsgesuch hatte Marina Rechsteiner aus Wiedlisbach eingereicht. Urheber der extra für die Kundgebung aufgeschalteten Homepage www.gegen-kinderschaender.ch ist ihr Mann Patrick Rechsteiner.

Der war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Seine Frau liess per Mail ausrichten, Fragen würden nur schriftlich beantwortet. Die (wie gewünscht) schriftlich gestellten Fragen wurden dann nichts sagend oder mit «keine Antwort» retourniert.

Schon mal in Schlagzeilen

In Wiedlisbach, das Ende der 1990er-Jahre wegen Nazitreffen in der Mehrzweckhalle in die Schlagzeilen geraten war, hat man bisher nur gerüchteweise von der Nähe der erst Anfang Jahr zugezogenen Rechsteiners zur rechten Szene gehört. «Wir werden das aber im Auge behalten», sagt Gemeindeschreiberin Barbara Zbinden.

Trotz Verbot soll die Demo am Samstag stattfinden. Im Internet wird sie gar weiter als bewilligt angekündigt. Die Teilnehmer werden aufgefordert, sich «nicht allzu extrem» zu kleiden. «Wir werden auch schon so genug für Aufruhr sorgen.»

Die geplante Kundgebung verwundert nicht. Es ist bekannt, dass die rechte Szene im Kampf um gesellschaftliche Akzeptanz das Thema «Kinderschänder» immer wieder aufgreift. So hatte bereits im Februar 2003 in Solothurn eine von der Pnos organisierte und nicht bewilligte Demo stattgefunden. Damals war auch der bekannte Holocaust-Leugner Bernhard Schaub als Redner aufgetreten.

Polizei ist parat

In Appenzell ist man denn auch auf die Kundgebung vorbereitet. Man werde beobachten, was die Gegenseite tue, und durchgreifen, sollte dies nötig sein, war bei der Polizei auf Anfrage zu erfahren. Die Regierung habe diesbezüglich einen klaren Auftrag erteilt.