Puff rund um das Lakuz – Behörden sind zurückhaltend

Berner Rundschau vom 01.04.2009

Das autonome Kulturzentrum an der Farbgasse wurde zweimal von Unbekannten beschädigt – gehört die Täterschaft zur rechtsextremen Szene?

Was geschah vergangene Woche beim autonomen Langenthaler Kulturzentrum Lakuz? Sicher ist: Vandalen wüteten und verursachten Schäden. Die Lakuz-Verantwortlichen gehen von einer rechtsextremen Attacke aus – die Behörden verweisen auf die polizeilichen Ermittlungen.

Tobias Granwehr

Am vergangenen Wochenende blieb es ruhig beim Lakuz, Langenthals autonomem Kulturzentrum an der Farbgasse 27. Das ist für die Lakuz-Verantwortlichen mittlerweile eine erfreuliche Tatsache. Denn: In den Nächten auf den 22. März und auf den 26. März haben unbekannte Täter Fenster, Türen und den Tischfussballkasten des Lakuz zerstört (wir berichteten). Als erste Massnahme gegen weitere Vandalenakte hätten sie Scheinwerfer mit Bewegungsmeldern montiert, erklärt Serge Wüthrich auf Anfrage. Er ist Medienverantwortlicher der Lakuz-Gruppe. Nach wie vor gehen die Mitglieder des Kulturzentrums von einer Attacke Rechtsextremer aus. Wüthrich begründet: «Wir hatten noch nie mit anderen Gruppen oder Personen Probleme – mit Rechtsextremen hingegen schon.» Und weiter: Es sei auffällig, dass gerade am vorletzten Wochenende auf dem «Porzi»-Areal eine Party von Rechtsextremen stattgefunden habe. Er kann sich nicht vorstellen, wer sonst einen solchen Angriff auf das Lakuz verüben würde.

Der Schaden wird laut Wüthrich recht hoch sein. Die Scheiben seien nicht einfach eingeschlagen worden, sondern richtiggehend zerstört. «Wahrscheinlich müssen die Fenster komplett ersetzt werden», sagt er. Weitere Massnahmen als das Montieren der Scheinwerfer sieht er allerdings nicht. Der zweite Angriff habe sich unter der Woche mitten in der Nacht ereignet – zu dieser Zeit sei es schwierig, etwas zu unternehmen.

Niemanden vorverurteilen

Wüthrich hat im Namen des Lakuz nicht nur die Presse informiert, sondern auch die Behörden. «Das Lakuz fordert die Stadt auf, Stellung gegen Rechtsextremismus zu beziehen und die Angriffe ernst zu nehmen», schrieb Wüthrich vergangene Woche in einer Mitteilung. Von einer solchen Aufforderung hält Stadtpräsident Thomas Rufener (SVP) nichts: «Es sind polizeiliche Abklärungen zu diesen Vorfällen im Gang. Aufgrund von Vermutungen seitens des Lakuz etwas dazu zu sagen, ist daher schwierig.» Es sei schliesslich nicht erwiesen, wer die Täterschaft sei. So lange die Ermittlungen liefen, werde er niemanden vorverurteilen, so Rufener. Er nehme sich der Sache aber an und treffe interne Abklärungen. Was das genau bedeutet, lässt Rufener offen. Er sagt bloss: «Wir müssen sicher ein Auge auf Vorfälle richten, die rechtswidrig sind.»

Für Wüthrich und die anderen Lakuz-Verantwortlichen ist das zu wenig: «Es ist bekannt, dass Langenthal ein Treffpunkt für Rechtsextreme ist.» Die Stadt sei diesbezüglich aber sehr zurückhaltend, sagt er. «Bei Vorfällen, zu denen auch die Wahl eines Pnos-Mitgliedes in den Stadtrat gehört, herrscht jeweils etwa für zwei Wochen Empörung. Dann geht alles schnell wieder vergessen.» Wüthrich verlangt eine politische Diskussion, wieso genau Langenthal ein Treffpunkt für Rechtsextreme sei und was man dagegen tun könne. Eine solche Diskussion habe bereits einmal stattgefunden, als es um das Demonstrationsrecht der Stadt gegangen sei, sagt hingegen der Stadtpräsident. Und: «Nur weil einem etwas nicht passt, kann man es nicht verbieten.»

Mehr Patrouillen nicht möglich

Auch der höchste Sicherheitsverantwortliche der Stadt, Andreas Ryf, kann zu den Vorfällen beim Lakuz nur wenig sagen. Der Leiter des Amtes für öffentlicher Sicherheit (AföS) erklärt: «Was passiert ist, ist Gegenstand der polizeilichen Ermittlungen.» Er gibt aber zu: «Wir müssen solchen Vorfällen vermehrt Beachtung schenken.» Mehr Patrouillen seitens der Stadtpolizei seien allerdings rein personell gar nicht möglich. Zum Problem Rechtsextremismus sagt Ryf: «Es ist bekannt, dass es in Langenthal eine solche Szene gibt. Was die Stadt dagegen zu tun gedenkt, ist indes Sache des Gemeinderates.»

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