«Nazijargon war ihm wohl nicht klar»

BernerZeitung

Stadtrat Erich Hess hat Asylbewerber mit Insekten verglichen. Nun ist er unter Druck. Und distanziert sich von sich selber.

SVP-Fraktionschef Simon Glauser ist sauer: «Mit seinen Äusserungen hat Stadtrat Erich Hess die ganze Fraktion lächerlich gemacht.» Hess habe ihm vor seiner Wortmeldung im Stadtrat zu einem rot-grünen Asyl-Vorstoss angekündigt, er wolle «schiessen». Mit dem Vergleich von Asylbewerbern mit Ameisen hat er nun aber offensichtlich übers Ziel hinausgeschossen.

«Ein ?struber? Fauxpas»

«Er war sich wohl nicht bewusst, dass dies Nazijargon ist», sagt Glauser. Hess habe auch gegen eine fraktionsinterne Regelung verstossen, wonach bei eindeutigen Geschäften auf Einzelvoten zu verzichten sei. Da der Jungpolitiker nicht zum ersten Mal verbal entgleist sei, werde er in der Fraktion Rede und Antwort stehen müssen. «Ich bin es leid, mich für ihn schämen zu müssen», sagt Simon Glauser. Mit Hess «diskutieren» will auch Hans Ulrich Gränicher, Präsident der Stadtberner SVP. Hess habe «einen Fauxpas der ?strüberen? Sorte» begangen.

Und schliesslich distanzieren sich sogar die JSVP-Sektionen Stadt Bern und Umgebung und Biel-Seeland «aufs heftigste» von ihrem Kantonalpräsidenten. «Erich Hess hat sich völlig daneben benommen», heisst es in einer Mitteilung.

Besser Kühe statt Insekten?

Hess selber ist es mittlerweile auch nicht mehr ganz wohl. «Das war nicht als Vergleich gemeint. Ich wollte einfach ein ?Gschichtli? erzählen.» In einer schriftlichen «Richtigstellung» erzählt er daher nochmals das «Gschichtli»: Um der Ameisenplage in seinem Zimmer Herr zu werden, habe er nicht etwa Gift eingesetzt. Er habe vielmehr nach dem Ursprung der Plage gesucht und eine Flasche mit Süssgetränk unter seinem Bett entdeckt. «Nachdem ich die Flasche entfernt hatte, verschwanden die Ameisen von alleine.» Es sei ihm nicht darum gegangen, Asylbewerber mit Ameisen zu vergleichen, erläutert Hess. Er habe mit dem «Gschichtli» das Vorgehen illustrieren wollen, das die Behörden gegenüber abgewiesenen Asylbewerbern anwenden sollten. Diese dürften nach einem rechtskräftigen Entscheid nämlich nicht weiter unterstützt werden. «Heute denke ich, dass ich wohl besser von Kühen statt Ameisen hätte reden sollen», meint Hess. Von einem Vergleich zwischen Asylbewerbern und Ameisen distanziere er sich in aller Form. «Das wäre für einen Parlamentarier der SVP unwürdig», meint Erich Hess.