Nach Rechtsextremismus-Vorwürfen – Stadt sagt Auftritt von Sänger ab

20 Minuten. Im Juni stehen gleich zwei Sänger aus der Ukraine im Dynamo auf der Bühne. Die Stadt Zürich ging Hinweisen wegen angeblicher Verbindungen zu Rechtsextremen nach.

Rechtsextreme im Club Dynamo? Darum gehts:

  • Treten Sänger mit Verbindungen zur faschistischen und rechtsextremen Szene der Ukraine in Zürich auf? Das zumindest behauptet eine anonyme Quelle.
  • Die Stadt Zürich hat nun die Vorwürfe überprüft und sagte zumindest das erste Konzert ab.

Das ist passiert

Artem Pivovarov ist ein bekannter Musiker aus der Ukraine. Auf Instagram folgen ihm 1,5 Millionen Menschen, das Musikvideo zu einem seiner grössten Hits «Deja Vu» wurde auf Youtube mehr als 55 Millionen Mal angesehen. Nicht überraschend, dass er am Montag auf seiner Europatour auch im Zürcher Club Dynamo halt macht. Die gesammelten Gelder sollen an einen «Wohltätigkeitsfonds» weitergeleitet werden, um etwa Reanimationsgeräte anzuschaffen.

Eine anonyme Quelle hat nun den Veranstalterinnen und Veranstaltern sowie der Stadt Zürich Hinweise geschickt, die hindeuten, dass rechtsradikale Personen Nutzniesser der Spenden sein könnten. Pivovarov gibt selbst auf Facebook bekannt, dass er mit seiner Tournee auch Ausrüstung und Munition für ukrainische Soldaten finanziert.

Darum könnte der Auftritt problematisch sein

Auf dem Logo gewisser Empfänger von Pivovarovs bezahlten Truppenfahrzeugen ist die Tyr-Rune zu sehen, ein Abzeichen der Reichsführerschulen der NSDAP. Auch die Neonazis der «Jungen Tat» nutzen die Kampfrune. Zudem posiert Pivovarov in seinen Storys und Posts wiederholt mit ukrainischen Kämpfern, unter anderem auch vor einer schwarz-roten Flagge der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN), einer faschistischen Bewegung.

Auch der ukrainische Rockmusiker Oleg Skrypka, der am 25. Juni im Dynamo auftreten soll, wird von der anonymen Quelle heftig angegriffen. So soll dieser mit einem patriotischen Programm namens «Bandera Rock» – benannt nach dem 1959 ermordeten Anführer der OUN, Stephan Bandera – durch Europa ziehen. 

So reagiert die Stadt

Wie die Stadt Zürich als Betreiberin des Jugendkulturhauses Dynamo auf Anfrage mitteilte, prüfe das Veranstaltungsteam des Dynamo grundsätzlich die Social-Media-Kanäle der Künstlerinnen und Künstler vor einem Vertragsabschluss. «In den Mietbedingungen wird zudem explizit darauf hingewiesen, dass menschenverachtende und/oder politisch stark polarisierende Inhalte nicht erlaubt sind», sagt Julia Köpfli, stellvertretende Mediensprecherin der Sozialen Dienste Zürich.

Das Jugendkulturhaus Dynamo stehe für Vielfalt und Toleranz und lehne jede Form von Diskriminierung, Homophobie, Sexismus und Gewaltverherrlichung ab. Auch deshalb will die Stadt nun über die Bücher gehen: «Derzeit sind wir daran, weitere Informationen einzuholen, um die Vorwürfe zu prüfen», sagt Köpfli. «Zudem lassen wir uns von der Fachstelle für Gewaltprävention sowie auch von Fachpersonen für Rechtsextremismus beraten.» Bestünden berechtigte Zweifel, dass sich Künstlerinnen und Künstler an diese Vorgaben hielten, behalte sich die Stadt vor, Veranstaltungen auch abzusagen.

Update 5.6.23: Wie Julia Köpfli gegenüber 20 Minuten bestätigt, hat die Stadt Zürich das Konzert von Pivovarov kurzfristig abgesagt. Es gebe Hinweise, die darauf hindeuten, dass Pivovarov Gruppen nahestehe, die rechtsextremes Gedankengut guthiessen. Der Sänger hat sich noch nicht zu den Vorwürfen geäussert.