Mischt euch – Einhalt der rechten Gewalt!

WochenZeitung

Tatort Bahnhof Bern, 11. Dezember 1999: Mehrere Skinheads beschimpfen vor den Augen der Polizei einen Behinderten im Rollstuhl als Krüppel“ und schreien rassistische Parolen. Dieses Beispiel ist kein Einzelfall. Rassistische Schmierereien, Anpöbeleien und Übergriffe auf AusländerInnen, Homosexuelle, Behinderte und Andersdenkende sind in Bern schon seit einiger Zeit traurige Normalität. Auch alternative Kulturzentren und besetzte Häuser geben immer wieder eine beliebte Zielscheibe rechter Gewalt ab. In den letzten zwei Jahren griffen Skinheads missliebige Treffpunkte in Bern, Ostermundigen, Zollikofen, Münchenbuchsee und Thun an. Verschont wurde bisher das alternative Kulturzentrum Reitschule in Bern. Es blieb bei Drohungen.
Rechtsextreme Schläger treten immer offener, selbstsicherer und brutaler auf. Die Gewalt von rechts hat 1999 denn auch eine neue Qualität erreicht, wie die Anschläge gegen ein ausländisches Ladenlokal in Biel (siehe Bund“-Artikel im Anhang) und der Angriff auf ein besetztes Haus in Bern letzten Sommer einem drastisch vor Augen führen: Neonazis schrecken offenbar nicht mehr davor zurück, auch Schusswaffen einzusetzen.
Wir können das menschenverachtende Weltbild der Neonazis nicht verschwinden lassen, aber wir können dafür sorgen, dass sie sich nicht mehr trauen, dieses auf der Strasse auszuleben. Verhindern wir rassistische Übergriffe – mischen wir uns ein!

Kein Raum für Nazis!
Längst treffen sich Skinheads und Neonazis nicht mehr nur in Privaträumen, Waldhütten und Agglo-Kneipen. Verstärkt sind sie auch in der Berner Innenstadt auszumachen. Besonders beliebt bei den Glatzen“ waren in den letzten Wochen und Monaten das Lokal Stilbruch“ im Berner Bahnhof, die Tübeli-Bar“, die Leopard-Bar“, die Glocke“ in der Rathausgasse und das Restaurant Galleria“ in der Marktgasse. Im letzteren finden vor allem Skinheads mit Italo-Schweizer Background Unterschlupf.
Oft dienen diese Lokale auch als Treffpunkte oder Rückzugsgebiete vor und nach Schlägereien. Vom Lokal Stilbruch“ aus terrorisierten gewaltbereite Skinheads während Wochen andersdenkende Jugendliche und Punks im Berner Bahnhof. Hartnäckiger Protest von Punks (siehe Bund“- und BZ-Artikel im Anhang) zeitigte inzwischen Erfolg: Die Stadtpolizei Bern hat dem Stilbruch“-Gérant ein Lokal-Verbot für Skinheads nahe gelegt.
Wer Neonazis und rechten Skinheads Raum bietet, fördert ihre Akzeptanz in der Gesellschaft und gibt ihnen Gelegenheit, sich besser zu organisieren und im Strassenbild festzusetzen. Erzeugen wir politischen Druck auf die besagten Kneipen und Bars!

Kein Puck dem Nazi-Spuk!
Fussball- und Eishockeystadien sind seit langem Anziehungspunkte und Tummelfelder von rechtsextremen Skins und Hooligans. Offener Rassismus, Gewalt und primitivste Schlachtrufe und -lieder sind in und ausserhalb von Sportstadien Realität. Der Fall des EHC-Biel-Spielers Claude Vilgrain etwa lässt aufhorchen. Vilgrain sieht sich als einer der wenigen schwarzen Spieler in der Nationalliga B immer wieder mit rassistischen Anpöbeleien und handfesten Auseinandersetzungen von gegnerischen Fans und Spielern konfrontiert (siehe Bund“-Artikel im Anhang).
Neustes Betätigungsfeld für rechte Hooligans ist das Internet: Die Homepages der Fan-Clubs, zum Beispiel NoLuzern“ (FC Basel), Ultra88“ (Lugano) oder City-Boys“ (FC Zürich), sind randvoll von rassistischen Voten und blutrünstigen Auseinandersetzungen der Hool-Szene.
In den Fanreihen können zudem praktisch unbehelligt und unter dem Vorwand des Fankults rechtsextremes Gedankengut verbreitet und Organisationsstrukturen gefestigt werden. Sportstadien sind ideale Rekrutierungsfelder für Neonazis: Das mackrige Imponiergehabe und das militante Outfit der Skinheads hinterlässt gerade bei jüngeren Sportfans grossen Eindruck und weckt ihr Interesse. Wir fordern deshalb: Schluss mit den ewigen Beschwichtigungen der Vereins-Verantwortlichen! Jetzt sind klare und unmissverständliche Statements und Taten der Sportclubs gefragt. Gemeinsam gegen Rassismus“ – auch beim SC Bern!

Rechtsextremismus muss thematisiert werden!
Die Polizei, die sonst bei jedem Küchenbrand Communiqués an alle Medien verschickt, hat zu den diversen Anschlägen noch nie informiert“ (Dani Landolf im Bund“, siehe Anhang). In der Tat: Nur ein Bruchteil rechtsextrem motivierter Gewalt gelangt an die Öffentlichkeit. Die Polizei pflegt rassistische Übergriffe mit der Begründung, der Publizität suchenden Szene keine Bühne bieten zu wollen, meist zu verschweigen.
Die Organisationsformen und Strukturen der Neonazis müssen aber aufgedeckt und in der Öffentlichkeit thematisiert werden. Schliesslich sind Skinheads nicht einfach fleissige Biertrinker, die hie und da auf den Putz hauen. Und: wer bei der Information den richtigen Ton wählt, gibt den Neonazis auch keine Plattform.
Es darf nicht sein, dass die Polizei erst auf Druck von aussen informiert. Berichte über rechtsextreme Gewalt gehören in die Zeitung, nicht in irgendeine AmtsschubladeBündnis Alle gegen Rechts=> Wieso ein Antifaschistischer Abendspaziergang in Bern?