Mediencommuniqué zum antifaschistischen Abendspaziergang vom 16. März 2002

Massive Polizeiübergriffe gegen den friedlichen antifaschistischen Abendspaziergang

Rund 3000 Menschen nahmen am 3. Antifaschistischen Abendspaziergang in Bern teil und folgten dem Aufruf des Bündnis Alle gegen Rechts – ein grosser Erfolg für die jahrelange antifaschistische Arbeit in und um Bern. 

Von der Heiliggeistkirche bis in die untere Berner Altstadt verlief die Demo friedlich, farbig und kraftvoll, wurde jedoch dann von einem grösseren Polizeiaufgebot samt Wasserwerfer unsanft gestoppt. Diese unsinnige Polizeiaktion hätte leicht in einer Eskalation enden können – nur dem besonnenen Verhalten der OrganisatorInnen und der DemoteilnehmerInnen ist es zu verdanken, dass es nicht zu einer Strassenschlacht kam. Was man von den angeblichen Ordnungshütern und ihrer Einsatzleitung nicht behaupten kann:

-Einkesselung der Demo in der Unteren Berner Altstadt und stundenlanges Festhalten

-Nach Demoauflösung: Absurde und sinnlose Einkesselung beim Bollwerk mit brutalen Festnahmen

-Provokationen mit Gummischrotgewehren und beleidigende Sprüche

-unnötiger Einsatz von Gummischrot, u.a. gegen am Boden Sitzende (div. Verletzte)

-eine Person wurde von einem Wasserwerfer angefahren und verletzt

-willkürliche und brutale Festnahmen von friedlichen DemonstrantInnen und PassantInnen

-Sachbeschädigung: Einschlagen des Seitenfensters des Demowagens

-Keine kompetenten Ansprechpersonen bei der Stadtpolizei

-Wasserwerfereinsatz in Unesco-Weltkulturerbe (Altstadt Bern)

Im Allgemeinen ist zu Taktik und Strategie der Polizei folgendes festzuhalten: Die Polizeitaktik und -strategie schien vorerst vernünftig und deeskalativ zu sein. Am Ende der Gerechtigkeitsgasse jedoch steuerte die Einsatzleitung plötzlich eine unsinnige Konfrontationsstrategie. Ebenso schien Kompetenzenwirrwarr und Chaos die Stimmung in den Polizeireihen zu prägen. Die Einsatzleitung vor Ort (Christoph Bütikofer) schien überfordert und unter Druck der Zentrale im Waisenhaus zu sein.

Der Angriff der Stadtpolizei gegen den Antifaschistischen Abendspaziergang erscheint uns als Racheakt für die polizeilichen Schlappen in Zusammenhang mit der Sans-Papiers-Bewegung (Befreiung eines Sans-Papiers aus einem Ausschaffungsgefängnis und eine leere Kirche bei einer langgeplanten Polizei-Razzia). Kurt Wasserfallen, der Eskalationsstratege der Berner Stadtpolizei, versuchte offenbar wieder einmal bei seinem rechtsbürgerlichen Umfeld Eindruck zu schinden. Dass dies mit einem Angriff auf eine friedliche Demo und mit Wasserwerfer, Gummischrot und -knüppel geschehen sollte, ist bedenklich und erschreckend. Oder um es mit einem Zitat einer Sprecherin am Antifaschistischen Abendspaziergang zu sagen: „Die Stadtpolizei Bern hat heute ein weiteres Mal ihr Gesicht verloren.“

Antifa heisst Angriff: Das Bündnis Alle gegen Rechts wird sich durch solche Machtdemonstrationen und gewalttätige Exzesse der Polizei nicht einschüchtern lassen und weiter gegen Rechtsextremismus, Rassismus, Sexismus, Ausbeutung und Polizeibrutalität kämpfen.

Bündnis Alle gegen Rechts