«Ich stehe zu meiner rassistischen Gesinnung»

Zürichsee-Zeitung vom 23.12.2009

In Langnau bewirbt sich mit Georg Jaggi ein unbekannter Kandidat für den Gemeinderat. Brisant: Er ist Mitglied der rechtsextremen Pnos.

Oliver Lutz

Georg Jaggi heizt mit seiner jetzt bekannt gewordenen Kandidatur die Wahlen neu an. Mit ihm bewerben sich neun Personen für die sieben Gemeinderatssitze. Jaggi möchte auch das Präsidium übernehmen und fordert damit Infrastrukturvorsteher Peter Herzog (CVP) heraus. Feuerwehrkommandant Jan Bauke hat seine Kandidatur vorgestern zurückgezogen («ZSZ» vom Dienstag).

Auffällig am 46-jährigen Georg Jaggi ist seine Zugehörigkeit zur Partei National Orientierter Schweizer (Pnos). In ihrem Parteiprogramm schreibt sie beispielsweise zum Thema «Asylpolitik»: «Während ihres Aufenthaltes sind Integrationsbestrebungen zu unterlassen, da es keinen Sinn macht, Asylanten ihrem Volk zu entfremden.» Ein Jahr nach ihrer Gründung wurde die Partei 2001 vom Schweizer Bundesamt für Polizei als rechtsextreme Organisation eingestuft. Sie ist deshalb auch Teil des jährlich erscheinenden Staatsschutzberichtes.

Keine Unterstützung vorhanden

Georg Jaggi macht denn auch keinen Hehl aus seiner rassistischen Gesinnung: «Ich möchte die germanische Rasse vertreten.» Sollte er gewählt werden, will der arbeitslose Werkzeugmechaniker zudem «neue Stellen schaffen» und «alle schikanösen und unnötigen Verbotstafeln aus der Gemeinde entfernen». Jaggi kann im Gegensatz zu den andern Kandidaten nicht auf parteiliche Unterstützung setzen. Es gibt in Zürich keine kantonale Pnos-Sektion, und auch in Langnau fehlt ein Ableger. Die für eine Kandidatur notwendigen 15 Stimmen hat Georg Jaggi deshalb gesammelt, «indem ich von Tür zu Tür gegangen bin und meine Ansichten aufgezeigt habe».

Die meisten Ortsparteien finden eindeutige Worte für das Vorhaben von Georg Jaggi. «Eine Kandidatur mit solchem Gedankengut kann man eigentlich nicht ernst nehmen», sagt FDP-Präsident Urs Mettler. «Ich bin überrascht, dass er 15 Unterschriften zusammengebracht hat.» In Langnau sei der Nährboden für Rechtsextreme eigentlich nicht vorhanden.

Parteien kennen Jaggi nicht

Ähnlich sieht es Markus Bours, Präsident der CVP. Er kann sich nicht vorstellen, dass ein Pnos-Mitglied in den Gemeinderat gewählt wird. «Langnau ist eine weltoffene Gemeinde.» Allerdings sei die Kandidatur nicht gesetzeswidrig. «Es ist deshalb legitim, dass er antritt.» SP-Präsident Lorenz Rey hält von der Kandidatur wenig. Langnau sei zwar eine bürgerliche Gemeinde, «aber sicherlich nicht mehr.» Man müsse die Situation trotzdem beobachten. «Sollte Jaggi an den Wahlen überraschenderweise viele Stimmen erzielen, hätten wir ein Problem.» Wie alle Parteipräsidenten kennt auch Jürg Schädler (GLP) Georg Jaggi nicht. «Ich habe das Gefühl, dass man das Ganze nicht ernst nehmen sollte.» SVP-Präsident Peter Naef möchte sich nicht äussern, da er weder die Pnos noch den Kandidaten kenne.

Eine Umfrage im Dorf zeigt, dass auch die Bevölkerung wenig über den neuen Gemeinderatskandidaten weiss. Eine Stellungnahme zu seiner Parteizugehörigkeit ist den meisten Befragten zu brisant. Georg Jaggi, der mit seinen Eltern im gleichen Haus wohnt, lässt sich von den Meinungen der Parteien nicht beirren. «Ich werde für meine nationalistischen Ansichten kämpfen», erklärt er, «wenn ich am 7. März nicht gewählt werde, ist es mir auch egal.»