Kurzer Spuk: NPS schon am Ende

Der Bund

RECHTSRADIKALE

Die erst vor 14 Tagen in Bern gegründete «Nationale Partei Schweiz» (NPS) hat sich bereits wieder aufgelöst: Am Samstag setzte sich die Zentralsekretärin ab, und am Sonntag hat der Präsident den Druck nicht mehr ertragen und reuig aufgegeben.

rg. «Seit Sonntag 17 Uhr gibt es die Partei nicht mehr», bestätigte der Gründer der rechtsextremen NPS, David Mulas (24) aus Bümpliz, gestern auf Anfrage – um dann abzutauchen: Eine Begründung werde via Communiqué geliefert, er gebe der Presse keine Auskünfte mehr.

Um Kopf und Kragen geredet
Als letzten Mittwoch durch den «Bund» publik wurde, dass am 16. April die NPS gegründet und rund 200 Rechtsradikale zu einem Kongress mit der deutschen NPD nach Bern geladen worden waren, hatte Mulas noch gross geprahlt: Seine NPS zähle schon 60 Mitglieder; als NPD-«Schwesterpartei» strebe sie «politische Relevanz» an – mittels Wahlteilnahmen und Volksinitiativen. Die NPS sei gewaltfrei («Wir wollen unseren Nationalsozialismus anders ausleben»), und ob sie antisemitisch positioniert sei, «sei dahingestellt», sagte der Jung-Nazi, noch vergleichsweise moderat, zum «Bund». Tags darauf begann sich Mulas aber um Kopf und Kragen zu reden: «Wir sind Antisemiten», «gegen die Einrichtung eines Judenstaats» und für «die Erhaltung der weissen Rasse», sagte er der Nachrichtenagentur SDA. Ähnlich äusserte sich Mulas auch zur «Neuen Zürcher Zeitung» und im Tessiner Fernsehen (TSI).Am Freitag zeigte die Stiftung Rassismus und Antisemitismus in Zürich die NPS wegen Verletzung des Antirassismusgesetzes an und forderte vom bernischen Generalprokurator das Verbot der Gruppe – und siehe, schon fiel die «Partei» krachend in sich zusammen. Sabine Schweigert, die NPS-Zentralsekretärin, laut NZZ eine «national bekannte Rechtsextremistin», gab als Nummer 2 ihren Abschied und distanzierte sich offen von Mulas. Auch am Samstag hatte Mulas keinen guten Tag: 100 linke «Antifas» demonstrierten in Bern gegen die NPS, die als «Tarnorganisation für gewalttätige Neonazis» operiere.

Totale Wende: So sorry, Leute
Dann, am Sonntag, konnte der Führer der ersten Schweizer Nazi-«Partei» seit 1945 nicht mehr. Ihm sei die ganze Angelegenheit «über den Kopf gewachsen» – er habe es «mit der Angst zu tun gekriegt», so Mulas laut Erklärung von gestern. Die NPS sei aufgelöst, auch bedaure er, gegenüber Journalisten «geblufft» zu haben. Als über Nacht Geläuterter zeigt er sich nun: «Ich schäme mich für das, was ich angerichtet habe», so der eben noch bekennende Nationalsozialist, der sich jetzt «bei allen, die sich durch meine Aussagen diskriminiert, gekränkt oder angegriffen fühlen, im höchsten Masse entschuldigen möchte». Zur Wiedergutmachung wäre er auch «bereit, für eine karitative Organisation zu arbeiten». «Herunterspielen gefährlich»

Das seis denn also gewesen, der Nazi-Partei-Spuk von Bern – nichts weiter als «jugendlicher Blödsinn ohne Rücksicht», wie Mulas plötzlich tiefstapelt. Daniel Ziehli, Infoleiter beim Lokalradio RaBe, wo Mulas Praktikant (auf Probe) war, sieht es skeptisch. «Das Ganze mit jugendlichem Blödsinn herunterzuspielen ist politisch gefährlich» – und Mulas‘ «naive Darstellungen und widersprüchliche Aussagen» seien zumindest «auffällig», kommentierte Ziehli die im Namen des plötzlich reuigen Mulas verbreitete Erklärung zum Ende der NPS.Ziehli hatte vorgestern mit Mulas gesprochen und den Eindruck eines «unter starkem Druck» stehenden jungen Manns gewonnen, dem die Rolle des rechtsextremen Anführers «zu viel geworden» sei – erst recht, nachdem ihn die Sekretärin habe sitzen lassen.Die Polizei dagegen scheint auf ihn keinen Druck ausgeübt zu haben. Bei Stadtpolizei und Bundesamt für Polizei (BAP) war gestern auf Anfrage «nichts bekannt», was allfällige polizeiliche Kontaktaufnahmen mit David Mulas beträfe.