Kerner wirft Herman aus Sendung

AargauerZeitung

Talkshow Eva Herman war heiklen Fragen ausgewichen

ZDF-Talkmaster Kerner hat am Dienstag die umstrittene Autorin aus seiner Sendung ausgeschlossen, nachdem sie nur ausweichend auf Fragen nach ihren Äusserungen zur NS-Zeit geantwortet hatte.

Gregor Haake, AP

Wegen ihrer umstrittenen Äusserungen zur NS-Zeit gerät die Autorin Eva Herman immer mehr ins Abseits: Am Dienstagabend schloss ZDF-Talkmoderator Johannes B. Kerner die frühere Sprecherin der «Tagesschau» nach etwa 50 Minuten Gespräch vor laufenden Kameras aus seiner Sendung aus. Kerner erklärte der «Bild»-Zeitung: «Ich wollte wissen, was Eva Herman wirklich denkt. Als ich gemerkt habe, dass sie ihre missverständlichen Äusserungen nicht aufklären kann, habe ich sie freundlich verabschiedet.» Der Eklat brachte seiner Show die beste Quote des Jahres.

Eva Herman sagte, sie habe keinen Fehler gemacht und sich auch nicht missverständlich über die Familienpolitik im Dritten Reich geäussert. Sie warf der Presse vor, sie falsch zitiert zu haben, und sprach von gleichgeschalteten Medien. Auf die Vorhaltung, dies sei ein Begriff aus der NS-Zeit, antwortete sie, der Begriff der Gleichschaltung werde häufig in den Medien gebraucht. «Es wurden doch auch Autobahnen gebaut», sagte die 48-Jährige: «Und wir fahren heute darauf.» Auf die Frage, was sie aus der Auseinandersetzung über ihre Thesen gelernt habe, antwortete Herman: «Ich muss einfach lernen, dass man über den Verlauf unserer Geschichte nicht sprechen kann, ohne in Gefahr zu geraten.»

Senta Berger und Ex-Moderatorin Margarethe Schreinemakers widersprachen Herman mehrmals und meinten schliesslich, es habe keinen Sinn, weiterzudiskutieren. Berger zeigte sich entschlossen, die Sendung zu verlassen. Daraufhin entschied sich Kerner, Herman zu verabschieden.

«Kerner hat richig gehandelt»

Schreinemakers sagte der «Bild»: «Bisher dachte ich immer, sie habe sich nur missverständlich geäussert. Das darf aber in diesem geschichtlichen Zusammenhang nicht passieren.» Sie meinte, Herman hätte sich entschuldigen können. «Stattdessen hat sie noch mit weiteren Argumenten ihre Position bewahrt, die ich in keiner Weise nachvollziehen kann.» Herman hatte allerdings betont, sie distanziere sich von jeglichen rechtsextremen Bestrebungen und empfinde es als unerträglich, dass Parteien wie die NPD nun versuchten, sie zu vereinnahmen.

Das ZDF stellte sich hinter Kerner. «Johannes B. Kerner hat sich vollkommen richtig verhalten», sagte Programmdirektor Thomas Bellut.

Der Verleger von Eva Herman zeigte sich entsetzt über den Auftritt. «Was Frau Herman jetzt macht, verstehe ich nicht mehr», wird der Verleger von Hermans Buch «Das Prinzip Arche Noah», Christian Strasser, in der Münchner «Abendzeitung» zitiert: «Ich bin tief bestürzt über diesen Auftritt. Das Ganze ist die grösste Katastrophe, die ich in meinen 40 Jahren als Verleger erlebt habe.»

Herman klagt gegen NDR

Der NDR hatte sich vor einem Monat von Herman wegen ihrer Äusserungen zu NS-Familienpolitik bei der Vorstellung ihres neuen Buches getrennt. Dagegen zieht Herman vor Gericht. Dem NDR sei am Dienstagabend eine Klage von ihr auf Fortbestand des Beschäftigungsverhältnisses zugestellt worden, sagte NDR-Sprecher Martin Gartzke: «Dem sehen wir gelassen entgegen.»