Keine Bühne für NSBM-Bands!

Die für den 25. April 2009 im Zuger Club Industrie 45 angekündigten Bands «Riger», «Varg» und «Ahnenerbe» setzen die Reihe von fragwürdigen Metal-Konzerten in der Schweiz fort – schwer verdauliche und höchst zweifelhafte musikalische Kost.

Zwei der auftretenden Musikgruppen, «Riger» und «Varg», zählen zum «National Socialist Black Metal» (NSBM). Während der eigentliche Black Metal ursprünglich kein Musikstil ist, der per se «rechts» ist, so bietet er dennoch teilweise unmittelbare Anknüpfungspunkte für extrem rechte Positionen und Ideologien. Der NSBM vereint eine extreme Anlehnung an völkisches Heidentum und völkisch-neonazistische Symbolik mit Satanismus und Totenkult. Waren die gewählte Symbolik bis Ende der 1980er-Jahre primär als Provokation genutzt worden, veränderte sich dieses Bild seit spätestens Mitte der 1990er-Jahre. Black Metal wurde verstärkt zum Lebensgefühl einer eigenständigen Subkultur, deren «musikalischen» Feindbilder wie das Christentum oder die «verweichlichte Gesellschaft» auch in die Realität und Praxis transformiert wurden. Neben der Selbstinszenierung als «Heiden», «völkische Kämpfernaturen» und selbst ernannten «Antichristen» prägen Verherrlichung von Krieg, Kampf und Gewalttaten bis hin zum Mord das Image der Szene. Rasse, Blut und Sippe werden zur Grundlage der Selbstdefinition des NSBM empor gehoben, das «Schwache» und «Fremde» zum offenen «Feindbild» erklärt.

Zweideutige Agitation

Konsequent werden im Rahmen der Selbstdefinition auch entsprechende Symboliken des Nationalsozialismus wie beispielsweise dreiarmige Hakenkreuze (Triskelen), SS-Doppelblitze und Totenköpfe sowie Lebens- und Todesrunen gewählt. Dabei agiert die Szene zweideutig. Nach aussen werden die Symbole mit einer Affinität zum Germanen- und Heidentum erklärt, nach innen werden in den zumeist schwer verständlichen Texten mitunter die Shoa oder gar die NS-Diktatur glorifiziert. Die Anknüpfungspunkte für organisierte Neonazis sind unübersehbar, und bereits seit Jahren entwickelte sich die Black-Metal-Subkultur zu einer Mischszene für antisemitisches, rassistisches und neonazistisches Gedankengut, wobei keine  eindeutig oder klar definierbare politische Ausrichtung erkennbar ist. Vielmehr sind die Übergänge fliessend, wobei eine Abgrenzung nicht stattfindet. Eine einschlägige Rhetorik welche Kampfeswillen und Verachtung gegenüber dem «Schwachen» bis hin zum offenen Antisemitismus und Rassismus, gehören in grossen Teilen des Black Metal längst zum normalen und akzeptierten Sprachgebrauch.

«Germanischer Black-Metal-Sturm»

Die Band «Riger» ist eine solche Musikgruppe, welche sich inmitten dieser Mischszene zwischen offenem NSBM und Black Metal ihren Platz gesucht hat und inzwischen zum etablierten Teil des Black Metal gehört. Im Jahr 1998 betrat diese als eigenständiges Musikprojekt mit ihrem Debüt-Album «Der Wanderer» die musikalische Schaffensbühne. Aufgrund ihrer Texte erlangte die Band auch im nationalistischen Spektrum schnell Popularität. Im gleichen Jahr, am 26. September 1998, trat die Band gemeinsam mit der einschlägig bekannten Neonaziband «Absurd» auf einem Festival im thüringischen Behringen (D) auf. Das Festival firmierte unter der Bezeichnung «Germanischer Black-Metal-Sturm über Deutschland». Als Sicherheitskräfte wurden von den Veranstaltern Mitglieder der rassistischen und neofaschistischen Organisation «Hammerskins Deutschland» angeworben. Das «germanische» Konzert eskalierte vollends, nachdem es bereits zuvor zu Auseinandersetzungen zwischen «Security» und Besuchern gekommen war, als die Veranstalter den Strom abstellten. Neonazis der «Hammerskins» lieferten sich daraufhin gewalttätige Schlägereien mit Konzertbesuchern. Erst die herbeigerufene Polizei beendete das Szenario. Zuvor war Hendrik Möbius von der Band «Absurd» bereits mit SS-Devotionalien, wie dem SS-Totenkopf auf der Bühne erschienen. Möbius gehörte gemeinsam mit seinem Bruder Ronald Möbius zu den Veranstaltern des «Germanischen Black-Metal-Sturm über Deutschland»-Festivals. Ronald Möbius ist darüber hinaus Betreiber des einschlägigen Versandhandels «Nebelfeeklangwerke» und «Anführer» und Bandleader der Band «Absurd» die sich als Vertreter des NSBM sieht.

Blut- und Bodenideologie

Auch in den Texten der Band «Riger» findet sich neben «heidnischen» Komponenten auch der Bezug zur Blut- und Bodenideologie der Nationalsozialisten. «Vernimm des Blutes Stimme, die ewig wach und wahr, dann wirst Du Wege finden, arteigen, grad und klar? formulierte die Band auf ihrem Album «Des Blutes Stimme» (2002). Mit dieser Variante, «das Arteigene» über das Blut zu definieren, nimmt die Musikgruppe ökofaschistische Versatzstücke auf. Die Zugehörigkeit zur «Sippe» oder «Volksgemeinschaft» definiert sich hier alleinig über das Blut. Neben Textpassagen verwendet «Riger» auch die entsprechende Symbolik wie beispielsweise die Swastika, ein abgewandeltes Hakenkreuz, auf dem CD-Cover ihres 1999 erschienen Albums «Hamingja». Auch dass die Band auf ihrer Veröffentlichung «Stimme des Blutes» den Sänger der NSBM-Band «Totenburg» grüsst, unterstreicht ihre Nähe zum organisierten Neonazismus innerhalb des Black-Metal. Die Band selbst definiert sich in der Eigendarstellung als «patriotisch» und weist den Vorwurf einer Nähe zum Nationalsozialismus zurück.

Die Band «Vagr» hingegen vermeidet Aussagen und Definitionen, wie sie die Musikgruppe «Riger» in Textpassagen wie «Des Blutes Stimme» offenbart. In Bandvorstellungen werden sie lediglich als «deutscher Heidenmetal» angekündigt. Das Debüt-Album wurde musikalisch massgeblich von anderen Black-Metal-Bands unterstützt, darunter auch einem Mitglied der Band «Riger».

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