Kein Umzug mehr zum Schlachtgelände

Willisauer Bote vom 14.01.2011

Neues Programm soll breite Bevölkerung ansprechen

Zum 625. Mal jährt sich die Schlacht bei Sempach. Zum Jubiläum soll das Angebot der Gedenkfeier ausgebaut werden. Das neue Konzept will mehr Besucher anziehen. Und es soll extremistische Gruppen fernhalten.

David Koller

«Die Schlachtfeier war kein öffentlicher Gedenkanlass mehr», sagte Regierungspräsident Marcel Schwerzmann am Mittwoch an einer Medienorientierung. «Einige Dutzend geladene Gäste und ein paar Hundert Besucher» seien kein würdiger Anlass für einen Kanton mit fast 400 000 Einwohnern. Nicht explizit ging er in seinem Eintrittsreferat auf die rechtsextremen Kreise ein. Diese nutzten in den vergangenen Jahren die Schlachtfeier für einen Aufmarsch und verliehen ihr damit eine überaus zwiespältige Note.

Mit dem soll jetzt Schluss sein. Ein überarbeitetes Konzept richtet sich an eine breite Bevölkerungsschicht, das Rahmenprogramm verteilt sich neu auf mehrere Tage (siehe Kasten).

Verstärkter Fokus auf neue Geschichtsforschung

Die Schlacht bei Sempach fand am 9. Juli 1386 statt. Sie jährt sich heuer zum 625. Mal. Auch das war mit ein Grund, der Feier ein überarbeitetes Gewand zu geben. An seiner ersten Sitzung im neuen Jahr hat der Regierungsrat dieses genehmigt. Es besteht aus drei zentralen Elementen. Einerseits aus dem Forum Geschichte. «Dieses bringt einer breiten Bevölkerung neuere wissenschaftliche Erkenntnisse näher», sagte Staatsschreiber Markus Hodel. Er – selber Historiker – war als Projektverantwortlicher für das neue Konzept zuständig.

Zweites Element ist die Jugenddebatte vom 2. Juli. Sie soll die politische Partizipation fördern und richtet sich ausdrücklich an verschiedene Gruppierungen: «Unabhängig von Bildungsstand und Nationalität», so Hodel. Dritter Bestandteil ist der eigentliche Gedenktag. Er findet dieses Jahr am Sonntag, 3. Juli, statt. Die Feier enthält unter anderem einen ökumenischen Gottesdienst. Ferner offerieren die Stadt Sempach und der Kanton Luzern das Morgenbrot: So wie seinerzeit die Soldaten vor ihrem Gang zur Schlacht können sich die Besucherinnen und Besucher mit einem Happen stärken.

«Weniger attraktiv für Rechtsextreme»

Und was geschieht mit den Rechtsextremen? Lässt sich nur mit einem geänderten Programm der Aufmarsch von Neonazis verhindern? «Eine Analyse der Kantonspolizei ist zum Schluss gekommen, dass die Feier für sie weniger attraktiv sein wird», sagte Markus Hodel.

Vor allem aber werde auf den bisherigen Umzug hinauf aufs Schlachtgelände verzichtet. Gerade dieser bot besagten Kreisen eine Plattform, sich zu präsentieren. «Der Verzicht ist politisch umstritten», so Hodel. «Aber die Regierung steht dahinter.»

Insbesondere rechte Kreise wollen am Marsch festhalten. In einer Medienmitteilung kritisierte die Junge SVP das Konzept denn auch postwendend. Es kreiere einen «farblosen Multi-Kulti-Anlass», einen Kniefall vor «Linksextremen, welche die friedliche Feier durch ihr antidemokratisches Auftreten zerstören wollen».

Fakt ist, dass bislang der Präsenz der Rechtsextremen viel Aufmerksamkeit zufiel. Dies führte schliesslich zu Gegendemonstrationen von linken Gruppierungen. «Auch mit dem neuen Konzept kann der Aufmarsch von Rechtsextremen nicht ausgeschlossen werden», sagte Marcel Schwerzmann. Allerdings wird mit der angestrebten, deutlich grösseren Besucherzahl deren allfällige Anwesenheit wohl eher zur Randerscheinung werden.

Mittelalterfest und viel Musik

Das Konzept entstand in enger Zusammenarbeit zwischen der Stadt Sempach und dem Kanton. Weil die Anlässe neu an verschiedenen Tagen stattfinden, können Terminkollisionen umgangen werden. Auf den Samstag, 25. Juni, organisiert die Stadt Sempach den traditionellen Hellebardenlauf, das Sempacherschiessen und das Städtlifest. Zur selben Zeit geht im Kantonshauptort das «Luzerner Fest» über die Bühne. Es würde wohl viele Gäste strittig machen.

Viele Besucher indes dürfte das Mittelalterfest am Gedenksonntag anziehen. «Es soll die Epoche nicht glorifizieren», so Sempachs Stadtpräsident Franz Schwegler, «sondern nur dokumentieren, wie man damals lebte.»

Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist die Musik. So spielen einerseits am Wochenende der Jugenddebatte an einem Open Air unterhalb der Schlachtkapelle Bands aus dem Kanton Luzern. Andererseits finden vom Mittwoch, 22., bis Samstag, 25. Juni, auf einer Seebühne bei der Festhalle Konzerte statt. Quasi als Bonus seien dabei im Hintergrund «die schönsten Sonnenuntergänge des Kantons zu sehen», so Markus Hodel.

Das neue Programm bietet somit einiges, was fortan anstelle von fahnenschwingenden Extremisten in Erinnerung bleiben könnte.

Programm der 625-Jahr-Feier

Aus Anlass des 625. Jahrestags soll die Region Sempach für geschichtlich interessierte Besucher attraktiver werden. So ist vorgesehen, wichtige historische Gebäude zu beschriften. Auf dem Schlachtgelände werden ferner zukünftig Tafeln über das Geschehen informieren. Zudem entstehen an der Strasse Stelen, die auf die geschichtsträchtige Stätte aufmerksam machen. Auch auf der Autobahn soll ein Hinweisschild angebracht werden.