Ist die Parteiführung der PNOS Berner Oberland rechtsradikal?

BernerZeitung

Rechte machen im Oberland mobil

Post von ganz «rechts» in Oberländer Briefkästen: Mit Tausenden von verteilten Parteiprogrammen macht die Pnos Sektion Berner Oberland mobil. Der Parteivorstand soll einen rechtsradikalen Hintergrund haben.

«Das Oberland soll als leuchtendes Beispiel vorangehen und den Umsturz einläuten. – Für ein freies Oberland, für ein freies Helvetien.» So kommt der finale Schlusssatz auf dem Flyer daher, welchen die Partei national orientierter Schweizer (Pnos), Sektion Berner Oberland, zurzeit zusammen mit dem Parteiprogramm in die Briefkästen der Region Thun-Oberland steckt und an Passanten verteilt.

Stetiger Mitgliederzuwachs

Bisher seien in Gwatt, Einigen, Spiez und Unterseen mehrere tausend Exemplare verteilt worden, erklärt Renato Bachmann, stv. Zentralsekretär der Pnos, auf Anfrage dieser Zeitung. «Wir wollen unsere Ziele unters Volk bringen und Mitglieder gewinnen. Die Pnos Berner Oberland zählt zurzeit rund 30 Mitglieder, hauptsächlich aus dem Raum Bödeli und Meiringen. Und wir verzeichnen einen stetigen Mitgliederzuwachs», frohlockt Renato Bachmann.

Rechtsextreme Parteiführer?

Weniger Freude hat er an einem Mail, welches das antifaschistische Webkollektiv gestern an die Redaktionen verschickte. Das Kollektiv hat die inzwischen geschlossene antisemitische und rechtsextreme Homepage «bundoberland.info» gehackt und gestern brisantes Material über Mario Friso und Michael Haldimann veröffentlicht. Die beiden haben am vergangenen Nationalfeiertag die Pnos Sektion Berner Oberland gegründet (wir berichteten).

«Der 23-jährigen Mario Friso aus Spiez ist die verantwortliche Person von bundoberland.info, welche Geschäfte mit Naziartikeln betrieb und regen Kontakt zu international bekannten Neonazis pflegte», teilt das antifaschistische Webkollektiv mit und belegt es mit dem gehackten Mailverkehr von Friso. Involviert in die Händel mit Nazigut soll auch der 21-jährige Unterseener Michael Haldimann sein. Er ist kein unbekanntes Gesicht in der rechtsextremen Szene: Zusammen mit dem Unterseener Adrian Spring sitzt er im fünfköpfigen Vorstand der nationalen Pnos, er ist als Redaktor der Pnos-Zeitschrift «Zeitgeist» aktiv, er soll im Nazi-Artikel-Web-Laden «Weltnetzladen» aktiv sein, und gegen ihn läuft zurzeit eine Untersuchung wegen Rassendiskriminierung.

Pnos nimmt Stellung

Friso – im Militärdienst – und Haldimann waren gestern nicht erreichbar. Pnos-Zentralsekretär Bachmann nahm für sie zu den Vorwürfen wie folgt Stellung:

· Betreffend bundoberland: «Wir betonen, dass es zwischen dem ?bundoberland? und den beiden genannten Personen keinen organisatorischen Zusammenhang gibt. Zur Zeit der Sektionsgründung waren sie nicht in die Angelegenheiten des ?bundoberland? involviert. Sie sind es auch jetzt nicht.» Ob sie vorher involviert waren, konnte oder wollte Bachmann nicht sagen.

· Betreffend Handel mit Naziartikeln: «Michael Haldimann betätigte sich zu keiner Zeit als Händler von strafrechtlich relevantem Material. Mario Friso wurde in der Vergangenheit diesbezüglich verurteilt, was bei der Sektionsgründung öffentlich kommuniziert worden war. Er engagiert sich heute ausschliesslich politisch. Die früheren Vorfälle sind deshalb als Vergangenheit zu betrachten.»

· Betreffend Neonazikontakte: «Wir pflegen Kontakt zu vielen Nationalisten im In- und Ausland. Ein Info- und Gedankenaustausch kann sich nur positiv auswirken, das ist in anderen Parteien auch so.» Bruno Stüdle