Hat die Polizei weggeschaut?

Neue Luzerner Zeitung: Der Zuger Polizeikommandant Karl Walker zu den Vorwürfen der Juso und der Jungen Alternative Zug

In einer Medienmitteilung betonen die Junge Alternative Zug und die Juso Zug, dass sie das Anliegen der Demonstranten der Anti-WEF-Demo vom letzten Samstag unterstützen (Neue ZZ von gestern). Gleichzeitig unterstreichen die beiden Jungparteien jedoch, sie hätten nicht an der Demonstration teilgenommen, da die Gefahr von Ausschreitungen bestanden habe. Gleichzeitig setzen die Jungparteien ein grosses Fragezeichen hinter den Polizeieinsatz. Sie halten nämlich fest, dass auch einige Rechtsextreme und rechtsgesinnte Hooligans vor Ort gewesen seien, die den Passanten auf dem Weg zum Bahnhof abpassen wollten. Einige ihrer Mitglieder seien zudem nach der Demo angegriffen worden. «Ein 16-Jähriger wurde gewalttätig gepackt, einer jungen Frau fassten sie unter den Rock», führen sie weiter aus. Die Polizei habe von der sexuellen Belästigung gewusst und auch mitbekommen, dass sich die Rechtsextremen aggressiv gegenüber den jungen Linken verhalten hätten, allerdings habe sie nichts unternommen.

Die Vorwürfe der Jungparteien sind happig. Karl Walker, Kommandant der Zuger Polizei, nimmt nun Stellung zu den Anschuldigungen.

Karl Walker, die Polizei habe während der Einkesselung das Geschehen rund um den Bundesplatz vernachlässigt. Ist dem tatsächlich so?

Karl Walker: Dies trifft nicht zu. Die Polizei hat auch während und nach der Einkesselung weit in die Nacht hinein die Vorgänge in der Stadt Zug überwacht, bei verschiedenen Personen Kontrollen durchgeführt und Personen verhaftet, die sich nicht an die Wegweisung gehalten haben.

Rechtsextreme und rechtsgesinnte Hooligans hätten Passanten belästigt. Hat die Polizei solche Beobachtungen gemacht?

Walker: Die Polizei hat verschiedene Personen, die man vom Äusseren her Hooligans beziehungsweise Rechtsextremen zuordnen könnte, kontrolliert. Die Polizei hat allerdings keine Beobachtungen gemacht, dass Demonstranten angegriffen worden sind.

Die Polizei sei nicht eingeschritten, als jemand einer jungen Frau unter den Rock gefasst habe. Was sagen Sie zu diesen schweren Vorwürfen?

Walker: Aufgrund der sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht in Köln und in anderen Städten wurden die an der Anti-WEF-Demo eingesetzten Polizisten angewiesen, sollten sie ähnliche Wahrnehmungen in Zug machen, dies unverzüglich zu melden, damit man solche Personen hätte festnehmen können. Die Unterstellung, die Polizei habe solches festgestellt und nicht gehandelt, weisen wir zurück.

Was bedeutet das für allenfalls Betroffene?

Walker: Wenn jemand – wie von der Jungen Alternative und der Juso Zug geäussert – Opfer geworden sein sollte, laden wir diese Person ein, Anzeige zu erstatten. Aufgrund des Bildmaterials sollte es möglich sein, allfällige Täter auch nachgängig erkennen und ermitteln zu können.

charly.keiser@zugerzeitung.ch