Hasskonzert «Rock fürs Vaterland» fand in Schönenberg statt

Tages-Anzeiger: Mehr als hundert Neonazis haben sich unter Aufsicht der Polizei am Zimmerberg getroffen. Der Anlass verlief ohne Zwischenfälle.

Das von Neonazibands über Flugblätter angekündigte grosse 1.-August-Konzert «Rock fürs Vaterland» hat am Samstag tatsächlich im Kanton Zürich stattgefunden, und zwar in einem Weiler ausserhalb von Schönenberg. Wie Werner Schaub, Sprecher der Zürcher Kantonspolizei, auf Anfrage mitteilte, hat die Polizei die Zufahrtsstrassen zum Konzertareal mit einem grossen Aufgebot überwacht und über 100 Personen aus dem In- und Ausland kontrolliert. Festnahmen hat es aber keine gegeben. Am Konzert, das in einem Zelt stattgefunden haben soll, war die Polizei laut Schaub nicht präsent, da es sich um ein privates Grundstück gehandelt habe. Es sei aber nicht zu strafbaren Handlungen gekommen, Klagen seien keine eingegangen.

Welche Bands aufgetreten sind, ist der Polizei nicht bekannt. Auf dem Flyer war neben rechtsextremen Hassbands aus dem Ausland auch die Schweizer Rockband Amok angekündigt worden. Drei der vier Mitglieder sind bei Hombrechtikon aufgewachsen. In den vergangenen Jahren verstiess die Gruppe mehrfach gegen die Anti-Rassismus-Strafnorm; sie schreckt auch vor physischer Gewalt nicht zurück. Der letzte Vorfall liegt nicht weit zurück. Ein Mob von rund 20 Männern hatte am 4. Juli in Zürich auf offener Strasse einen orthodoxen Juden attackiert. Sie spuckten ihm ins Gesicht, schrien «Heil Hitler» und bezeichneten den Mann als «Scheiss-Juden». Anführer der Gruppe war laut einem Bericht der «SonntagsZeitung» der Frontmann von Amok, der 27-jährige Kevin G.

Dem Zürcher Rechtsanwalt Valentin Landmann ist die Gruppe Amok bestens bekannt. 2008 vertrat er Mitglieder vor Gericht, als sie aufgrund einer Morddrohung am Journalisten Hans Stutz angeklagt und später zu Geldstrafen verurteilt wurden. Er charakterisierte sie damals als Menschen, die «Freude an einer neokonservativen Haltung und soldatischen Liedern» hätten, in ihrer Einschätzung «üppig daneben» lägen. Landmann teilt diese Einschätzung noch heute: «Wir dürfen auf keinen Fall vorverurteilen. Wenn jemand Soldatenlieder singt, ist das noch keine Straftat.» Auf der neuen Amok-CD ist unter anderem ein Aufruf zur Kristallnacht enthalten.

Leupi verurteilt auch Autonome

Kämpferisch äusserte sich am Wochenende der Zürcher Stadtrat Daniel Leupi zu den neusten Neonazi-Aktivitäten. Diese würden im weltoffenen Zürich keine Basis finden. Gleichzeitig verurteilte Leupi aber auch die Gewalt von Linksautonomen an der SVP-Wahlveranstaltung im Zürcher HB: «Die politische Diskussion ist mit Argumenten zu führen und nicht mit Petarden», sagte er.