Fremdenangst: Prävention ohne messbaren Erfolg

Lorenz Hanselmann

BERN. Jeder Dritte in der Schweiz fürchtet sich vor dem Islam, jeder Fünfte ist antisemitisch: Trotz Millionen für die Prävention grassiert die Fremdenangst.

100 Millionen Franken – so viel haben Bund, Kantone, Gemeinden und Private in den letzten zehn Jahren für die Rassismusbekämpfung ausgegeben. Ohne messbaren Erfolg: Über 50 Prozent der Schweizer Bevölkerung haben Angst vor Fremden, 30 Prozent fürchten sich vor dem Islam und jeder Fünfte ist antisemitisch. Zudem haben vier Prozent – darunter vor allem Jugendliche – ein rechtsextremes Potential. Dies besagt der Schlussbericht «Rechtsextremismus – Ursachen und Gegenmassnahmen» des Nationalen Forschungsprogramms NFP 40+.

Besser sind die Resultate auch in den Nachbarlän-dern nicht. Dabei gibt etwa Deutschland pro Kopf sogar fast doppelt so viel aus für die Rassismus-Prävention wie die Schweiz. «Nur durch Geld wird der Fremdenhass nicht eingedämmt», folgert Hisham Maizar, Präsident der Föderation Islamischer Dachorganisationen der Schweiz. Auch die Fachstelle für Rassismusbekämpfung des Bundes kann den Erfolg der Prävention nicht mit Zahlen belegen. Trotzdem verteidigt Michele Galizia die Aufwendungen: «Ich bin überzeugt, dass die Präventionsbemühungen fruchten. Die Leute sind heute viel sensibilisierter.»

Lorenz Hanselmann

40 Prozent sind sexistisch

ZÜRICH. Im Studienpaket des Schweizerischen Nationalforschungsprogramms NFP 40+ wurde auch die Einstellung gegenüber Sexismus untersucht: 40 Prozent der Schweizer Bevölkerung haben eine sexistische Haltung. Rosmarie Zapfl, Präsidentin von Alliance F, dem Dachverband der Schweizer Frauenorganisationen, hält diese Zahl für «erschreckend hoch». Seit Jahren forderten die Organisationen mehr Massnahmen im Kampf gegen die Diskriminierung der Frauen. Zapfl: «Besser als jedes Präventionsprojekt wäre es aber, wenn die Eltern den Kindern ein gutes Vorbild wären.»

Der grosse Unbekannte: Jeder dritte Schweizer Einwohner fürchtet sich vor dem Islam. Keystone