«Frau und Mutter soll sich um Kinder und Küche kümmern»

Südostschweiz

Die bekannte TV-Moderatorin Eva Herman hat eine Vorläuferin: Die 82-jährige Christa Meves. Dass diese nach Glarus eingeladen wird, beschert der katholischen Kirche Meinungsverschiedenheiten.

Von Fridolin Rast

Glarus. – Die Autorin des «Eva-Prinzip» und inzwischen wegen ihres Lobs für Hitlers Familienpolitik geschasste deutsche Fernsehmoderatorin Eva Hermann ist nicht allein. Eine ihrer Wegbereiterinnen, Christa Meves (siehe Box), referiert am Freitag, 26. Oktober, im Fridolinsheim Glarus. Das katholische Glarner Pastoralforum lädt die deutsche Psychotherapeutin und Schriftstellerin ein.

«Sicher nicht zeitgemäss»

Eine Nachfrage der «Südostschweiz» bei der ebenfalls katholischen Kirchgemeinde Glarus-Riedern-Ennenda sticht aber in ein Wespennest.

Der Kirchenrat und das Seelsorgeteam von Glarus-Riedern-Ennenda seien nicht Organisator des Anlasses, hält Sonja Mächler, Präsidentin der Kirchgemeinde Glarus-Riedern-Ennenda, fest: «Der Erziehungsstil, wie ihn Frau Meves vermittelt, erscheint dem Rat nicht zeitgemäss. Der Umgang mit Jugendlichen und Kindern wird in den Familien seit langem nicht nur mit den Begriffen Gehorsam und Strenge gelebt.»

Was Christa Meves vertrete, gehe in eine sehr konservative Richtung, erklärt Mächler: «Seelsorgeteam und Kirchenrat stehen der Veranstaltung sehr kritisch gegenüber.» Der Rat habe beschlossen, künftig bei der Vermietung des Fridolinsheims noch strenger darauf zu achten, welche Inhalte die Veranstalter zu vermitteln suchten.

Mit gutem Grund: Eine Internetrecherche ergibt, dass «Kinderpsychologin Christa Meves für eine längst überholte konservative Ideologie» stehe, wie der westdeutsche Rundfunk (WDR) zu einer TV-Sendung von 2002 schreibt. Nach dem Motto, so der WDR: «Frau und Mutter hat sich um Küche und Kinder zu kümmern, der Mann erledigt den Rest.»

Allerdings geht Kirchenratspräsidentin Mächler davon aus, dass Meves‘ Gedankengut ganz auf der Linie des einladenden Glarner Pastoralforum, liege. Hans Mathis, Dekan, sei sicher vorgängig über diesen Vortrag informiert gewesen. Dies entspreche den Abläufen innerhalb des GPF, das er selber ins Leben gerufen habe.

«Jede Zielgruppe ansprechen»

Das Glarner Pastoralforum versucht, die Wogen zu glätten. Das GPF arbeite und organisiere für die Erwachsenenbildung und lade Referentinnen und Referenten ein, um für alle etwas zu bieten, betont Monserrat Rico, Präsidentin des GPF: «Wir wollen niemand in eine Richtung drängen. Jede Zielgruppe soll angesprochen werden.» Der Vorschlag, Christa Meves einzuladen, sei «aus katholischen Kreisen» gemacht worden, Genaueres will sie nicht sagen.

Monserrat Rico ist die Feststellung wichtig, das GPF habe letztes Jahr auch Ingrid Grave, dominikanische Ordensschwester und langjährigeModeratorin von «Sternstunden» und «Wort zum Sonntag», eingeladen.

Die Einladung habe auch nichts zu tun mit dem neuen Churer Bischof Vitus Huonder, das Referat sei lange vor seiner Wahl organisiert worden.

Nun kommen aber einzelne Bücher von Christa Meves etwa in der – laut Wikipedia – rechtsextremen Theoriezeitschrift «Nation & Europa» gut an. «Das war niemandem bewusst. Es ging wirklich nur darum, einen Vortrag zu organisieren», betont Monserrat Rico: «Christa Meves ist eine Kapazität auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendpsychologie und Ehe- und Familienberatung.»

Mit Rechtsextremismus hätten auch die Leute nichts am Hut, welche die Einladung vorgeschlagen hätten: «Rechtsradikalismus würde ein normaler Mensch nie unterstützen.»