Familie von Rechtsextremen angegriffen

Berner Zeitung

Schon wieder die Rechtsextremen: Dieses Wochenende gingen sie in der Burgdorfer Oberstadt auf die Musikerfamilie Brünisholz los und machten auch vor der Mutter nicht Halt, die dabei am Kopf Verletzungen erlitt.

Rechtsextreme, die politisch anders denkende Gleichaltrige angreifen – dieses Schema ist in Burgdorf unterdessen sattsam bekannt. Nun dreht sich die Gewaltspirale weiter und dringt in ungewohnte Bereiche vor: Offenbar schrecken die Rechten auch nicht davor zurück, ganze Familien mitsamt Vater und Mutter anzugreifen – Personen, die vom Alter her ihre eigenen Eltern sein könnten.

Angepöbelt

So geschehen dieses Wochenende in Burgdorf. Opfer des Angriffs war die ortsansässige Musikerfamilie Brünisholz. Vater Erwin und Sohn Emanuel Brünisholz betreiben gemeinsam ein Atelier für Instrumentenreparaturen; den Vater kennt man zudem als Leader der internationalen Salsaformation Picason.

Das Geschehen von letzten Freitagabend in der Oberstadt hatte seinen Anfang im Januar dieses Jahres genommen. Emanuel Brünisholz berichtet: Damals sei er mit einer Kollegin unterwegs gewesen. Als sie an einer Gruppe junger Rechter vorbeigekommen seien, hätten diese die Kollegin aufs Unflätigste beschimpft. Diese verbale Attacke liess Brünisholz junior nicht unerwidert; schliesslich entriss ihm einer der Rechten das Halstuch und verschwand in einer Beiz. «Ich wollte das Halstuch zurückhaben, ging dem anderen nach – aber da sassen so viele von denen drin, dass ich das Lokal wieder verliess.» Von da an aber sei er auf der schwarzen Liste der Rechtsextremen gestanden; sie hätten ihn eine Woche später in jeder Beiz gesucht, und einer habe sogar eine Morddrohung ausgesprochen.

Letzten Freitagabend kam es zum Eklat. Eine halbe Stunde vor Mitternacht wars, als Brünisholz Vater, Sohn und Mutter zusammen mit einem Musikerkollegen in die Oberstadt gingen, um dort ein Restaurant aufzusuchen. Da begegnete ihnen vor dem «Aemmi» der Rechte, mit dem es Emanuel Brünisholz im Januar bereits zu tun gehabt hatte. «Zuerst zündete er verbal, dann nahm er seinen Gürtel mit einer massiven Schnalle und machte Anstalten, dreinzuschlagen», sagt Brünisholz. «Da sagte ich: Vater, jetzt ist es Zeit, die Polizei anzurufen.» Vater Brünisholz zückte das Handy und rief an; der Rechte verschwand, aber nur, um mit einem Kollegen wiederzukommen. Brünisholz junior: «Sein Kollege ging auf mich, der andere auf meine Mutter los, dann stiessen noch mehr Neonazis dazu – es waren wohl zehn bis zwölf, und gegen Mitternacht kam endlich die Polizei.»

Der Bruder vor Gericht

Der Kampf – die Angegriffenen setzten sich, so gut es ging, zur Wehr – fand damit zwar ein Ende. Zurück blieben aber Verletzungen; Emanuel Brünisholz hat es an einem Augenlid erwischt, und seine Mutter trug noch schwerere Verletzungen am Gesicht davon. Beide mussten sich im Spital ambulant verarzten lassen. Dazu Vater Erwin Brünisholz: «Es sieht bei meiner Frau wirklich wüst aus; es ist einfach verrückt, was einen da zustossen kann.» Bei einem der Schläger handle es sich übrigens um einen stadtbekannten Rechten, dessen jüngerer Bruder sich momentan vor Gericht wegen anderer rechtsextremer Vorfälle zu verantworten habe. Nun wollen die Angegriffenen gegen ihre Angreifer rechtlich vorgehen.

«Eine Schweinerei»

Bei der Polizei ist das Geschehen vom letzten Freitagabend bekannt. «Wir reden aber noch nicht von Neonazis; ob sie dieser Gruppierung angehören, klären wir ab», hielt Polizeisprecher Olivier Cochet fest. Weniger zurückhaltend reagierte Stapi Franz Haldimann: «Dieser Vorfall ist eine Schweinerei», sagte er. Man werde sich im Gemeinderat Gedanken darüber machen.