Ein rühriger Kleiderhändler

WochenZeitung

Von Hans Stutz

Adrian Segessenmann – Die Avalon-Gemeinschaft hat einen neuen Anführer. Er agitiert bereits bei mehreren rechtsextremistischen Projekten.

Die Avalon-Gemeinschaft wurde 1990 von Roger Wüthrich aus dem bernischen Worblaufen mitbegründet. Bei ihren Veranstaltungen trafen sich die letzten übrig gebliebenen Altnazis mit jungen Naziskins, Holocaustleugnern und weiteren Rechtsextremisten und mindes­tens einem Islamisten (Ahmed Huber).

Meist schottete sich die Avalon-Gemeinschaft erfolgreich von der Öffentlichkeit ab. Doch nun macht sie selbst einen weit zurückliegenden Personalwechsel publik: Bereits im Sommer 2003, anlässlich der Sonnenwendfeier, sei Avalon-Gründer Wüthrich «aus privaten Gründen» als Präsident zurückgetreten, er bleibe jedoch weiterhin aktives Mitglied. Sein Amt hat inzwischen Adrian Segessenmann übernommen. Dies meldet die am vergangenen Wochenende aufgeschaltete Avalon-Homepage. Inhaber der Domain ist der neue Avalon-Anführer selbst.

Damit gehört Segessenmann (Jahrgang 1979), wohnhaft in Kirchberg bei Burgdorf, nun zu den rührigsten Exponenten des rechtsextremistischen Mi­lieus der Deutschschweiz. Er führt den Buchversand «Neue Zeitenwende», der seit bald zwei Jahren einschlägige Literatur verbreitet – von Büchern, die die Waffen-SS verteidigen, bis zu den «Landser»-Heften, welche die Kriegsgeschichte aus Sicht der Wehrmacht erzählen. Mitte Juli 2006 liess er die Einzelfirma Thor Steinar ins Handelsre­gister eintragen, deren Geschäftszweck der Verkauf der in der Neonaziszene beliebten Kleider der Marke Thor Steinar ist. Den eigenen KundInnen traut man allerdings selbst nicht ganz über den Weg. Die «Regel Nummer eins» der Geschäftsbedingungen lautet nämlich: «Bestelle keine Ware, wenn du kein Geld hast, um diese zu bezahlen. Wir werden säumige Zahler so lange beelenden, bis wir unser Geld haben!» Weiterhin auf Segessenmann eingetragen ist die Homepage der Schweizer Hammerskins. Bereits Anfang November 1995 war der damals sechzehnjährige Metzgerlehrling mit einem abgesägten Hockeystock dabei, als Hammerskins ein antifaschistisches «Festival für Völkerverständigung» im luzernischen Hochdorf angriffen. Zusammen mit Wüthrich organisierte Segessenmann im Frühling 1999 auch jenen Vortrag über die Waffen-SS, der dem Bundesgericht Anlass bot, bei der Anwendung der Rassismusstrafnorm das Tatbestandsmerkmal «Öffentlichkeit» neu zu definieren: Öffentlich ist alles, was nicht im privaten Rahmen erfolgt.

Im Forum der Hammerskins ist Segessenmann unter dem Pseudonym «Schwed» auch selbst aktiv. Im vergangenen Herbst schrieb er beispielsweise, dass der Revisionismus, gemeint ist die Leugnung des Holocausts, «einer der wichtigsten Schlüssel zum Erfolg in unserem Kampf ist und man Leute wie German Rudolf oder Ernst Zündel unterstützen sollte». Auf die Verurteilung Ernst Zündels Mitte Februar zu fünf Jahren Gefängnis reagiert auch die Avalon-Gemeinschaft: Sie fordert die sofortige Aufhebung des Urteils nebst Freilassung Zündels und Haftentschädigung.