Der Treffpunkt für Randalierer

Der Bund

Buchsi BahnhofMÜNCHENBUCHSEE / Seit Monaten trifft sich am Bahnhof Münchenbuchsee eine Gruppe von Jugendlichen zu regelrechten Saufgelagen. Dass die Situation eskalieren kann, zeigte sich zuletzt in der Keilerei zwischen «Linken» und «Rechten» am letzten Wochenende.

? RENATE BÜHLER

Walter Bandi zeigt sich ratlos. «Es ist sehr mühsam», sagte der Münchenbuchser Gemeindepräsident gestern mehrfach gegenüber dem «Bund». «Mühsam» findet Bandi (svp) den Umstand, dass immer wieder seine Gemeinde im Zentrum steht, wenn im Raum Bern Skins auftreten, oder wenn sich, wie am Wochenende, so genannte linke und rechte Jugendliche Keilereien liefern (siehe «Bund» von gestern).

Prügelei angekündigt?

Seit letztem Herbst bietet die Gemeinde verunsicherten Bürgern das GGG-fon, eine Hotline, wo auch anonym Befürchtungen und Beobachtungen im Zusammenhang mit rassistischen und gewalttätigen Aktionen gemeldet werden können. Zuerst meldete sich praktisch niemand. In letzter Zeit habe aber das Interesse zugenommen, sagt Gemeinderat Walter Züst (sp). Ein Anrufer habe vor einigen Wochen gar gemeldet, Skins würden sich im Hinblick auf den geplanten «Abendspaziergang» der Antifa «aufrüsten». Tatsächlich ereignete sich die Buchser Schlägerei zwischen Skins und «Linken» dann am Vorabend des Spaziergangs.Von diesem Hinweis habe er nichts gewusst, sagte Bandi gestern. Ganz untätig blieb die Gemeinde in den letzten Wochen aber nicht: Seit einiger Zeit patrouilliert die Securitas im Dorf, insbesondere beim Bahnhof. Grund: Seit Monaten treffen sich, besonders an Wochenenden, jugendliche Buchser – wacker unterstützt von Auswärtigen – zum abendlichen «Umtrunk» am Bahnhof Münchenbuchsee. Dass die Gelage – gemäss Züst wahre Sauforgien – nicht nur friedlich ablaufen, ist aktenkundig: Mehrfach meldete die Polizei der Gemeindebehörde in der letzten Zeit Sachbeschädigungen bis hin zu «Riesensauereien», wie Züst sagt.Doch nicht nur Dinge gehen am Bahnhof zu Bruch: In der Weihnachtszeit wurde dort ein junger Mann von einem auswärtigen Skinhead zusammengeschlagen, letztes Wochenende nun eskalierte die Situation in eine Massenprügelei. Ob diese juristische Folgen haben wird, ist übrigens ungewiss: Bis gestern Nachmittag wurde bei der Kantonspolizei keine einzige Strafklage eingereicht.

Gefährdungsmeldungen

Wohl hat die Kantonspolizei in Münchenbuchsee einen Posten, eine Gemeindepolizei gibts aber nicht. Nun will Buchsi vorwärts machen: Möglichst noch vor den Sommerferien solle der erste Gemeindepolizist engagiert werden, sagt Bandi. Doch: «Auch x Polizisten würden uns nicht ausreichen, denn allein mit dem Aufnehmen der Namen ist noch nichts erreicht.» Darum will die Behörde nun prüfen, wie weit ihr eigener Handlungsspielraum geht: Unter anderem plane die Gemeinde, so Bandi, künftig auch die Eltern in die Pflicht zu nehmen, «wenn die ihre Aufgaben nicht erfüllen». Konkret: Die Behörde überlegt sich, ob sie insbesondere für Schulkinder, von denen einige an den Saufereien teilnehmen, künftig Gefährdungsmeldungen deponieren soll. Weiterhin aufklärerisch wirken will sie zudem mit einem Vortragsabend von Rechtsextremismusspezialist Hans Stutz und auch mit einem Filmabend.