Der Rechtsradikale Mulas erneut auf Abwegen

Der Bund

DAVID MULAS / Gegen den Gründer der «Nationalen Partei Schweiz» (NPS), David Mulas, wird voraussichtlich eine weitere Untersuchung eingeleitet. Mulas hat laut Zeugenaussagen gestanden, Drohbriefe verfasst zu haben, die gegen einen Sympathisanten der Antifa gerichtet waren. Die NPS hat sich entgegen früheren Behauptungen nicht aufgelöst.

bst. Die Familie von S.* erhielt vorletzte Woche eine Morddrohung der übelsten Sorte. Weil sich S. mit dem jüdischen Gedankengut identifiziere und versucht habe, «einige Teile der Nationalsozialistischen Szene zu sprengen», sei er eine «zu ernst nehmende Gefahr für die gesamte NS-Szene, der Deutschen Kultur, der antisemitischen Macht, der Schweizer Nationalistischen Szene, der internationalen Rock-Szene der Erhaltung der weissen Rasse und der bereits aufgebauten italienischen Faschisten-Szene». Das Flugblatt endet mit der Aufforderung «an sämtliche NS, in der Schweiz sowie Europa», dem Leben von S. «ein Ende zu setzen; dabei wird festgehalten, dass ein Kopfgeld von 6000.- ausbezahlt wird». Als Urheber des Schreibens fungiert das «Komitee gegen Antifa, Sektion Bern und Zürich».

Vor ein paar Tagen hat sich herausgestellt, wer sich hinter dem geheimnisvollen «Komitee» verbirgt: Laut S.‘ Mutter handelt es sich um David Mulas, den Gründer der Nationalen Partei Schweiz (der «Bund» berichtete). Besagter Mulas habe bei der Einvernahme durch die Stadtpolizei gestanden, den Brief verfasst zu haben. Bei der Stadtpolizei wollte man zur jüngsten Entgleisung von Mulas keine Stellung beziehen, da es sich laut Pressesprecher Beat Gross «um ein laufendes Verfahren» handelt.
Bedeckt gab sich auch Untersuchungsrichter Jürg Zingle. Er habe zum Fall Mulas von der Polizei «noch keine neuen Unterlagen» zugestellt bekommen. Gegen den Rechtsextremisten sind im April polizeiliche Ermittlungen aufgenommen worden, nachdem die Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus beim Generalprokurator des Kantons Bern Strafanzeige eingereicht hatte. Dies wegen Aussagen, die er gegenüber den Medien gemacht hatte. Mulas hatte im April die Nationale Partei Schweiz (NPS) gegründet und wollte im Hotel Kreuz einen Kongress mit der deutschen NPD abhalten. Nach ein paar Tagen war der Spuk vorüber: Mulas gab die Auflösung der NPS bekannt (vgl. Box), entschuldigte sich und versprach hoch und heilig Besserung. S.‘ Mutter kann darüber nur lachen. Sie bezeichnet Mulas als «gefährlichen Psychopathen, der vor nichts zurückscheut».

Partei existiert immer noch
bst. «Die Partei gibts nicht mehr», sagte der Gründer der «Nationalen Partei Schweiz» (NPS), David Mulas, am 2. Mai gegenüber dem «Bund». Doch damit waren andere Parteimitglieder nicht einverstanden und haben im Juni die erste Nummer der Parteizeitschrift «Das nationale Blatt» herausgegeben. Darin wird erläutert, zur Auflösung der Partei bedürfe es einer Stimmenmehrheit der Mitglieder; eine Abstimmung sei aber nie durchgeführt worden. Wer jetzt die Fäden zieht, ist nicht klar: Namen werden keine genannt.
Die Stiftung Rassismus und Antisemitismus in Zürich hatte die NPS wegen Verletzung des Antirassismusgesetzes angezeigt und ihr Verbot gefordert, die Anzeige aber wieder zurückgezogen, da sie laut Präsident Sigi Feigel davon ausgegangen ist, dass die Partei aufgelöst worden war.

* Name ist der Redaktion bekannt