Campino: «Wir haben noch mehr Spass als früher»

Campino, Thema Fussball: Würde dich eher die Meisterschaft von Fortuna Düsseldorf aus dem Häuschen bringen oder in der Anfield Road in Liverpool «You’ll Never Walk Alone» zu singen?

Das ist eine gemeine Frage: Die Nase vorn hat aber immer England. Das hat was mit meiner Kindheit zu tun. Aber wenn du so fragst: Eine Meisterschaft an der Anfield Road würde mir schon reichen. Da wartet der FC Liverpool jetzt schon viele Jahre drauf.

Ist es etwas anderes, in einem Fussballstadion zu spielen?

Ich mag Fussballstadien sehr gerne. Einerseits hat man eine klare Openair-Situation, andererseits kriegt man durch die Tribünen mit, wie viele Leute eigentlich da sind. Und hier in Zürich siehts gut aus.

Die Toten Hosen sind seit 33 Jahren unterwegs, Du bist 53. Spürst du das Alter?

In meinem Fall schon seit ich zehn Jahre alt bin. Da bin ich in der Schule das erste Mal hängengeblieben und mein Lehrer meinte: «Hör mal, Andreas, du bist der Älteste hier, du müsstest das besser wissen.» Ansonsten glaube ich, dass sich die Prioritäten mit der Zeit verändern. Das hat den Spass an der Musik nie beeinträchtigt. Wir haben sogar noch mehr Spass als früher.

Werden auch die Fans mit euch älter?

Unser Publikum kann man ganz schwer übers Alter definieren. Da findest du alle Alterklassen, alle sind willkommen.

Die rechtsextreme Band Amok hat euren Song «An Tagen wie diesen» gecovert. Macht euch das auch persönlich betroffen?

Uns lässt so etwas kalt. Es ist Sache der Anwälte, gegen Urheberrechtsverletzungen vorzugehen. Wir können uns nicht über jede Wurst aufregen, die sich wichtig macht.

Glaubst du, dass in Zeiten wie diesen Probleme mit Rassismus – gerade in Bezug auf Flüchtlinge – wieder grösser werden?

Die Emotionen kochen gerade in Europa wieder sehr hoch, was die Flüchtlingspolitik angeht. Bei allem Streit: Eines muss klar sein: Es ist das Grundrecht eines jeden Menschen, die Möglichkeit zu haben, irgendwo und irgendwie zu überleben. Uns gehts in Europa sehr gut und wir werden von unserem Luxus abgeben müssen.

Was kann man als Einzelner gegen den Fremdenhass tun?

Zunächst mal sollte man seinen Umgang ändern. Und das fängt im Kleinen an der Supermarktkasse an – wenn man mitkriegt, dass jemand aufgrund seiner Herkunft schikaniert wird, kann man nicht schweigend zusehen.

Viele Künstler haben ein Handy-Cam-Verbot an Konzerten ausgesprochen. Wie siehts bei euch aus?

Im Grunde ist uns das Wurst – aber in den vorderen Reihen sollten man aufpassen, dass die Dinger nicht verloren gehen, denn da geht es meistens ziemlich rau zu.

Ihr habt jetzt noch etwas Zeit in Zürich bis zu eurem Auftritt. Was habt ihr vor?

Wir hatten keine Lust nach unserem letzten Konzert in Bayern noch mal nach Düsseldorf zu fahren. Ausserdem haben wir ja unser ganzes Equipment dabei. Wer uns kennt, der weiss, dass wir vielleicht auch mal an einer Strassenecke auftreten.

Ich habe ein grosses Wohnzimmer …

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