Braune Gefahr

SonntagsBlick

Nach Waffenfund bei Neonazis

Entlarvt: Das ist der Chef der Bombenbastler

VON SANDRO BROTZ UND HANNES HELDSTAB

BERN – Die beiden Bombenbastler von Bern gehören der rechtsradikalen«Nationalen Offensive» an. Ihr Anführer ist Adrian S. (21), Metzger, Neonazi undMuttersöhnchen.

Adrian S. wohnt bei Mutti, trägt kurze Haare und ein T-Shirt mit dem Aufdruck«Hammerskin». In seinem Auto liegt ein Fan-Schal der britischen Neonazi-Band«Screwdriver». Der 21-jährige Metzger aus Moosseedorf gilt als Kopf der BernerSkinhead-Szene. S. ist Anführer der «Nationalen Offensive» (NO) – lautStaatsschutzbericht eine rechtsextreme Gruppierung mit 25 Mitgliedern. Zwei davon -Matthias R. und Patrick Z. – wurden von der Polizei als Bombenbastler undWaffensammler überführt. Eine der 20 aus Rahmbläser-Kapseln und Schwarzpulvergefertigten Granaten wollten R. und Z. verkaufen. «Das ist erschreckend und zeigt,wie gewaltbereit die Szene ist», sagt Jürg Bühler, Vize-Chef der Bundespolizei.

Über seine beiden Kameraden reden mag Muttersöhnchen und NO-Boss Adrian S.nicht. «Kein Kommentar», zischt er und schmettert die Wohnungstüre zu. Minutenspäter schickt er zuerst seine Mutter und dann noch einen Nachbarn vor, umabzuklären, ob die Luft rein ist. Die Mutter ist es auch, die ihn immer wieder vorunangenehmen Fragen schützt und abschirmt. Bei seinem Arbeitgeber – einerMetzgerei in Zollikofen BE – kümmert man sich wenig um die Nazi-Ideologie vonAdrian S.: «Das interessiert mich nicht. Er ist ein guter Mitarbeiter», sagt sein Chef.Dabei ist Adrian S. kein unbeschriebenes Blatt:

Er beteiligte sich 1995 am brutalen Überfall auf das «Festival derVölkerfreundschaft» in Hochdorf LU.

Er wurde 1999 bei einer Polizeikontrolle in Luterbach SO mit über 30 Neonazi-CDs,Hakenkreuz- und Reichkriegsfahnen sowie 42 Porträts von Adolf Hitler erwischt. Er war auf dem Rütli dabei, als über 100 Glatzköpfe die 1.-August-Rede vonBundesrat Villiger störten.

Offen bleibt seine Rolle im Bomben- und Waffenfund von Bern. Nach Informationenvon SonntagsBlick taucht der Name Adrian S. in den Untersuchungsakten nicht auf -der bekennende Neonazi wurde demnach auch nicht befragt.

Fest steht nur: Die Wohnung von Bombenbastler Patrick Z. war zuvor von Adrian S.gemietet. Und die Garage, in der die Sprengsätze zusammengesetzt wurden, liegt inunmittelbarer Nähe der Wohnung von S. Nachbarn berichten zudem, dass sich diebeiden zusammen mit anderen Neonazis regelmässig zu Saufgelagen trafen – in derWohnung von Patrick Z. Dort, wo auch ein Teil der Pump-Actions, Kalaschnikows undUzis gefunden wurden. Und Adrian S. sagt: «Ich weiss von nichts.»

Einsilbig zeigt sich auch Bombenbastler Patrick Z., der sich in Moosseedorf hinterdem falschen Namen «Pfister» versteckt und in Springerstiefeln und Kampfhosendurch das Quartier marschierte. Sein Motto stand bis vor kurzem in grossen Letternauf einem Plakat auf dem Balkon: «Terror». Seit im Mai mehrere Beamten mit zweiHunden zur Durchsuchung aufgekreuzt sind, lässt er sich die Haare wiederwachsen. Auch die Hakenkreuz-Fahnen sind aus der Wohnung verschwunden -genauso wie die Aufkleber an der Haustüre mit den Slogans «Saufen bis zumUmfallen» und «Bunker88» (88 steht für «Heil Hitler»).

Anders sein Bombenbastler-Kollege Matthias R. Der Lehrer-Sohn aus Leuzigen BEtauchte vor einer Woche an der Hammerskin-Party im luzernischen Malters auf.


Ex-Grossrat scharf auf Neonazi-Geld

MALTERS LU – Der Druck auf den ehemaligen liberalen Grossrat Josef Albisser(Bild) aus Malters steigt, seinen Mietvertrag mit Neonazis aufzulösen. 200 Skinheadsaus ganz Europa nutzten das Versammlungslokal zuletzt vor einer Woche für einSaufgelage. Ein überparteiliches Komitee will nun konkrete Massnahmen im Kampfgegen den braunen Mob ausarbeiten. Der Initiant einer Demonstration gegenRechtsextremismus hielt sich am Samstag an das vom Gemeinderat verhängteKundgebungsverbot. Albisser selbst zeigt sich weiterhin uneinsichtig: «Es geht umjährliche Mietzinseinnahmen von 14 000 Franken.» Journalisten vor Ort wurden amSamstag bei ihrer Arbeit behindert. Zwei Glatzköpfe hinderten einenTele-24-Journalisten daran, in sein Auto zu steigen. Albisser beschimpfte denMedienvertreter. Und dem SonntagsBlick-Reporter sagte er: «Ich frage Sie auchnicht, ob Sie ein Jude sind.»