Boykott-Aufruf gegen Club, weil dieser schwarze Menschen abwies

20 Minuten.

Der Clubbetreiber sagt, dass der Rassismusvorwurf «eine alte Leier und völlig unbegründet» sei. «Ich kann das nicht mehr hören.» Die Betroffenen sehen das allerdings anders.

Darum gehts

  • Der Schaffhauser Club «Orient» soll mehreren schwarzen Menschen den Einlass verwehrt haben.
  • Dem Türsteher und dem Clubbetreiber wird nun Rassismus vorgeworfen – jetzt wird gar zum Boykott des Clubs aufgerufen.
  • «Mit Rassismus hat das absolut nichts zu tun», wehrt sich der Betreiber Bruno Meier.

Sind beim Einlass in den Schaffhauser Nachtclub «Orient» Hautfarbe und Herkunft entscheidend? Diese Frage stellt die «Schaffhauser AZ» in ihrer Printausgabe. Hintergrund ist ein Vorfall, der sich Ende Dezember ereignete: Fünf Freunde wollten sich am Freitagabend im Club vergnügen – Marc*, eine «Person of Color», liess das «Orient» aber als Einzigen nicht rein, obwohl er ein Zertifikat und eine ID vorweisen konnte. Seine Kollegen schilderten das Erlebte in einem Leserbrief an die «Schaffhauser Nachrichten».

Club weist fünf dunkelhäutige Menschen ab

«Geschlossene Gesellschaft», habe der Türsteher zu Marc gesagt und ihm den Einlass verwehrt. «Ich dachte erst, das sei ein Scherz», sagt dieser zur Zeitung. Als er beim Türsteher nachhakte, habe dieser gefragt, ob er einen eingeschriebenen Brief brauche. Er müsse die Abweisung nicht begründen, da das «Orient» ein Privatclub sei.

Marc gibt an, bis jetzt keine Probleme mit der Eingangskontrolle im Club gehabt zu haben. Laut der Zeitung traf Marc später noch «vier weitere dunkelhäutige Bekannte» – auch diese seien nicht ins «Orient» reingekommen.

Boykottaufruf auf Instagram

Gemäss der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus darf ein privater Club grundsätzlich selbst entscheiden, wer an einer Party reinkommt und wer nicht. Die Abweisung von Menschen sei ohne Angabe von Gründen möglich. Laufe die Selektion der Gäste aber «nach ethnischen Kriterien» ab, sei das nicht legal.

Der Fall scheint die Region stark zu beschäftigen. Am Eingang des Clubs haben Aktivisten ein Transparent mit einem Boykott-Aufruf angebracht. «Unsere Titelgeschichte über Rassismus an der Orient-Tür klebt jetzt ebendort», schreibt die «Schaffhauser AZ» heute auf Twitter. Und die feministische «Streikbande Schaffhausen» schreibt auf Instagram: «Wir sind solidarisch mit den Betroffenen und rufen zum Boykott und Konsequenzen für das @orient.schaffhausen und @meierspool (gleiche Geschäftsleitung).»

Clubbetreiber wehrt sich

Der Club weist die Vorwürfe zurück. Der Geschäftsführer Bruno Meier sagte zu den «Schaffhauser Nachrichten», dass der Rassismusvorwurf «eine alte Leier und völlig unbegründet» sei. Wer nicht verstehe, warum er nicht in den Klub dürfe, greife schnell mal zum Rassismusvorwurf. «Ich kann das nicht mehr hören», sagt Meier. «Mit Rassismus hat das absolut nichts zu tun.»

An den konkreten Vorfall mit Marc erinnere er sich nicht mehr, sagt Meier. Der Grund für eine Abweisung sei meistens, dass eine Person früher unangenehm aufgefallen sei. Auch ein zu hoher Alkohol-Pegel oder falsche Kleidung könnten ein Grund sein, den Einlass zu verweigern.

* Name geändert