Tachles.
Das deutsche Bundesverfassungsgericht entschied jüngst, dass der Sänger Xavier Naidoo (Foto) als Antisemit bezeichnet werden kann (tachles online berichtete). Anetta Kahane, Vorsitzende der Amadeu-Antonio-Stiftung, begrüsste dies: «Wer wie Xavier Naidoo mit antisemitischen Inhalten und Aussagen öffentlich von sich Reden macht, muss dafür auch kritisierbar sein.» Auch der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) hat Verständnis für das Urteil, Generalsekretär Jonathan Kreutner bezeichnet die Aussagen Naidoos gegenüber «Watson» als «sehr gefährlich». Der Popsänger gehört zu den vehementesten Impfgegnern, Verschwörungstheoretikern und Antisemiten. Letzten Februar teilte Naidoo die «Protokolle der Weisen von Zion» in einer Fassung eines Chefideologen der NSDAP, im März einen Beitrag, der besagte, dass die Juden ihren «Endsieg» feiern, einen dritten Tempel bauen und die Nicht-Juden mit Giftspritzen «ermorden» würden. Doch es gibt Menschen, die das Urteil nicht nachvollziehen können. Wie Roger Köppel, in seinem «Weltwoche Daily»-Beitrag vom 24. Dezember. «Ich glaub das einfach nicht», beteuert Köppel zweifach. Naidoos einzige Verfehlung seien negative – und gemäss dem «Weltwoche»-Chef gar nicht so unvernünftige – Äusserungen zum «Migrationsgeschehen in Deutschland». Für Köppel ein typisches Beispiel der Situation in Deutschland, wo jeder, der aus der «Gutmenschenblase» und «Kulturblase» ausbräche, auf einen Index gesetzt werde, «dann kommt die Inquisition», die so lange auf der Lauer liegen würde, «bis sie irgendein Adjektiv finden, das man Ihnen so im Mund umdrehen kann, dass Sie noch schlimmer sind als Adolf Hitler». Eine erstaunliche Angstmache an seine Klientel, wo doch «Fürchtet euch nicht» die Kernbotschaft der Sendung kurz vor Weihnachten war. Der Antisemitismusvorwurf, so Köppel, werde «leichtfertig» und «politisch einseitig» verwendet, nur Migrationskritiker müssten sich ihm stellen, nicht all jene Muslime, die «handfeste Judenhasser» seien. Von «Watson» darauf angesprochen, meinte Köppel, er habe nichts von Naidoos antisemitischen Beiträgen gewusst. Jaschar Dugalic