Rassismus-Vorwürfe gegen Migros-Tochter Aproz. «Man nannte mich Makake, Schneewittchen oder Neger».

Blick.

Bei den Aproz Sources Minérales SA, einer Migros-Tochter, sei er wegen Rassismus durch die Hölle gegangen und letztlich entlassen worden, berichtet ein junger Familienvater. Das Unternehmen bestreitet die Anschuldigungen entschieden.

Es sind heftige Vorwürfe, die João* (40) gegenüber den Aproz Sources Minérales SA erhebt. An seinem Arbeitsplatz bei der Migros-Tochter sei er Opfer von Rassismus geworden. «Der Makake», «Schneewittchen» oder auch «der Neger». So wurde er jahrelang von einigen seiner Kollegen und einem Vorgesetzten genannt. Im September wurde ihm gekündigt, der Portugiese wehrt sich nun gegen den Entscheid.

Die französischsprachige Ausgabe von Blick hat den jungen Familienvater bei sich zu Hause in Conthey VS besucht. Er leidet seit seiner Kündigung an schweren Depressionen. Der Portugiese kritisiert, dass entlassen worden sei, weil er sich insbesondere gegen einen rassistischen Vorgesetzten gewehrt habe. Seine ehemalige Arbeitgeberin Aproz wiederum versichert, dass die Entlassung gültig sei, dass sie auf Arbeitsversäumnisse zurückzuführen sei, und bestreitet die Anschuldigungen gegen den Vorgesetzten in vollem Umfang.

Unhaltbare Äusserungen

Ein rassistischer Vorfall bei Aproz gegenüber João aus dem Jahr 2017 ist durch Dokumente belegt, die Blick einsehen konnte. «Mein Mandant wurde von einem seiner Kollegen ständig verspottet und besonders übel beschimpft», sagt sein Anwalt Grégoire Rey. Aus verschiedenen Schreiben geht hervor, dass der Arbeitskollege, der inzwischen verstorben ist, von seiner Geschäftsleitung mündlich verwarnt wurde.

João schildert gegenüber Blick eine lange Reihe weiterer rassistischer Vorfälle. Insbesondere sein direkter Vorgesetzter habe ebenfalls begonnen, ihn zu verunglimpfen und rassistische Bemerkungen zu machen. Bei einem besonders heftigen Vorfall während eines Betriebsausflugs schildert der Portugiese, dass er beim Duschen gedemütigt worden sei. Der Vorgesetzte sowie ein zweiter Mann hätten versucht, sich gewaltsam Zugang zum Badezimmer zu verschaffen, und in Anspielung auf das Geschlecht des Familienvaters gerufen: «Zeig deine Black Mamba! Zeig deine Black Mamba!»

«Rassistisches Arbeitsklima»

Blick hat mit vier ehemaligen Kollegen des Wahl-Wallisers Kontakt aufgenommen. Obwohl keiner von ihnen konkrete Vorfälle mit dem betroffenen Vorgesetzten erlebt haben, beschreiben alle vier Zeugen ein «rassistisches Arbeitsklima». Ein junger Mann berichtet beispielsweise, dass der Portugiese als einziger Schwarzer in seiner Abteilung nicht unbemerkt blieb. «Es gab regelmässig rassistische Bemerkungen oder Beleidigungen, die vor allen Leuten ausgesprochen wurden. Wenn einige meinten, dass es nicht sehr angemessen sei, einen Kollegen als Neger oder Affen zu bezeichnen, flüchteten sich die Täter hinter Humor.»

Aproz Sources Minérales SA lehnte Gesprächsanfragen von Blick zweimal ab. In einem eingeschriebenen Brief argumentiert sie, dass es ihr gesetzlich untersagt sei, sich in den Medien zu einem laufenden Rechtsstreit zu äussern und Daten über ihre Mitarbeiter zu liefern. «Im Übrigen möchten wir klarstellen, dass die von [João] gegen die Aproz Sources Minérales SA erhobenen Behauptungen falsch sind und daher formell bestritten werden.» Joãos Vorgesetzter war für Blick nicht erreichbar.

«Die Wachsamkeit muss verstärkt werden»

Weitere Anfragen leitet Aproz schliesslich an die Migros weiter. Deren Sprecher Tristan Cerf betont, dass das Unternehmen in keiner Form Diskriminierung dulde – das sei im GAV wie auch im Verhaltenskodex verankert. «Wir achten auch darauf, dass in den Teams ein Arbeitsklima herrscht, das auf gegenseitigem Respekt und Toleranz beruht.» Die Migros verfügt über zahlreiche Instrumente, um Verstösse gegen diese Grundsätze zu melden, darunter eine gruppenweite Meldestelle, «bei der die Vertraulichkeit vollständig und strikt gewährleistet ist.» Auf die Zeugenaussagen angesprochen, betont Cerf, dass in Bezug auf Diskriminierungsfragen unermüdlich gearbeitet werde. «Wenn ein Verdacht aufkommt, was bedauerlich ist, muss die Wachsamkeit verstärkt werden.» Migros habe hier eine Nulltoleranzpolitik.

Joãos Entlassung kommentiert Cerf nicht. Quellen von Blick zufolge wurde das Verfahren jedoch vorschriftsmässig durchgeführt. Anwalt Grégoire Rey zieht dies allerdings in Zweifel in Zweifel: «Die Kündigung wurde in Eile und vor der Anhörung des Betroffenen verfasst, was die Unabhängigkeit der Personalabteilung in diesem Unternehmen infrage stellt.» Er bereite sich nun auf einen Gerichtsprozess vor. «Bisher wollten wir der Aproz Sources Minérales SA die Möglichkeit geben, ihre Fehler einzugestehen und in ihrem Inneren aufzuräumen», sagt er. «Wir hatten sehr aufrichtig gehofft, dass João wieder eingestellt werden könnte. Die Diplomatie hat nun ihre Grenzen erreicht.»

*Name geändert