Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Neonazis

Neue Zürcher Zeitung: Angriff auf orthodoxen Juden in Wiedikon

Der Vorfall hat sogar Zürichs Stadtpräsidentin Corine Mauch aufgeschreckt: 20 Rechtsradikale sollen einen orthodoxen Juden auf offener Strasse attackiert haben. Nun drohen ihnen Freiheitsstrafen.

Gegen mehrere Rechtsradikale, die im Juli dieses Jahres in Wiedikon einen orthodoxen Juden angegriffen haben sollen, läuft ein Strafverfahren. Die Staatsanwaltschaft Zürich-Sihl ermittelt wegen eines Verstosses gegen die Rassismusstrafnorm. Das Verfahren richtet sich auch gegen den Hauptbeschuldigten, einen 27-jährigen Sänger einer Schweizer Neonazi-Band, der dem orthodoxen Juden ins Gesicht gespuckt und «Heil Hitler» geschrien haben soll.

Das Opfer hat wegen des Angriffs ausserdem Anzeige erstattet. Die ermittelnde Staatsanwältin bestätigt auf Anfrage, dass die polizeilichen Ermittlungen in diesem Fall abgeschlossen sind und sie ein Verfahren gegen mehrere Personen eröffnet hat. Im Vordergrund stehe der Tatbestand der Rassendiskriminierung. Auf weitere Einzelheiten will sie wegen des noch laufenden Verfahrens nicht eingehen. Den Beschuldigten drohen Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren sowie Geldstrafen.

Der mutmassliche Haupttäter verkehrt im Umfeld des in Deutschland verbotenen Neonazi-Netzwerks «Blood and Honour», wie die «Sonntags-Zeitung» berichtete, die den Fall im Juli öffentlich gemacht hatte. Er soll unter anderem wegen Drohung, Rassendiskriminierung und Waffenbesitz vorbestraft sein.

Der Angriff auf den orthodoxen Juden beschäftigte auch die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch. Auf Facebook verurteilte die SP-Politikerin die Attacke und schrieb, Vorkommnisse wie antisemitische Angriffe seien absolut inakzeptabel. «Wir wollen unsere Weltoffenheit und den Respekt zwischen Menschen unterschiedlichen Glaubens und unterschiedlicher Herkunft mit Überzeugung und aller Kraft bewahren.»

Im September demonstrierten zudem rund 80 Linksautonome in Hombrechtikon gegen Antisemiten und Rassisten. Ihr Motto: «Kommt ihr zu uns in die Stadt Zürich – kommen wir zu euch aufs Land.» Weil es anlässlich dieser unbewilligten Demonstration zu Sachbeschädigungen gekommen war, wurden einige Teilnehmer angezeigt.