Rechte verschmieren Kanton mit Parolen

Die Südostschweiz vom 04.10.2011

Seit einiger Zeit prangen an verschiedenen Orten im Kanton Naziparolen an Wänden und Mauern. Ein Zeichen für ein Wiedererstarken der rechtsextremen Szene im Glarnerland?

Von Michael Schüepp

Niederurnen/Glarus. – Gute Werbung für den Kanton Glarus ist das nicht: Seit einiger Zeit prangt bei der Autobahnbrücke über den Gleisen zwischen Ziegelbrücke und Niederurnen in grossen Lettern «White Power Glarus» an der Betonwand. Was damit gemeint ist, ist unzweideutig. Der Slogan steht für die vermeintlich überlegene «weisse Rasse», die Rechtsextreme gerne propagieren. Hinzu kommt eine Art Fahne in den Farben des Deutschen Kaiserreichs – ein Symbol, das öfters an Neonazi-Aufmärschen gesichtet wird. Auch im Hauptort lassen sich rechtsextreme Schmierereien ent decken. «Nationaler Sozialismus ist Zukunft – Wir werden siegen», steht etwa auf einem Stromkasten an der Burgstrasse geschrieben. Lange war es ruhig um die Glarner Rechtsextremen-Szene. Zuletzt sorgte ein Vorfall am Schwander Lismerball für Aufsehen. Im Februar des vergangenen Jahres prügelten Rechts extreme einen Partygänger spitalreif. Damals war von einer neuen Generation von Glarner Braunen die Rede. Ob die Sprayer, die in Niederurnen oder Glarus für die Schmierereien verantwortlich sind, aus diesem Umfeld stammen, ist nicht bekannt. Ein Szenekenner bezweifelt indes, dass es sich bei den Sprayern um ideologisch gefestigte Rechtsradikale handelt. «Ich vermute vielmehr, dass irgendwelche 15-jährigen Möchtegern-Nazis dahinterstecken.» Zu älteren Rechtsextremen würden solche Aktionen nicht passen. «Man hat ja auch nichts davon.» Der Informant ist auch nicht restlos davon überzeugt, dass es sich bei den Tätern um Glarner handelt. Es sei nicht auszuschliessen, dass diese aus der grösseren Szene in der nahen March stammten.

«Die Lage ist ruhig»

Ob die neuen Aktionen auf ein Wiedererstarken der Glarner Naziszene hindeuten, ist somit fraglich. Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB), der die rechtsextremen Kreise in der Schweiz auf dem Radar hat, kann eine solche Tendenz nicht bestätigen. Mediensprecher Simon Rohner verweist lediglich auf den Jahresbericht 2010, welcher der Schweizer Szene generell rückläufige Aktivitäten attestiert. Für kantonsspezifische Auskünfte sei die Glarner Kantonspolizei zuständig.Deren Sprecher Daniel Menzi bestätigt den Befund der Nachrichtendienstler. «Die Lage hier ist ruhig.» Anzeigen wegen Sachbeschädigung seien zudem keine eingegangen.

Nord-Rat wird aktiv

In Glarus Nord war die «White Power»-Graffiti bei der Gemeinde bereits ein Thema. Auch einer der Gemeinderäte hat diese unlängst bemerkt. «Wir werden die aus unserer Sicht zuständigen SBB in einem Schreiben bitten, die Schmiererei zu übermalen», erklärt Gemeinderat Hans Leuzinger, zuständig für das Ressort Bau und Umwelt. Das Stadtglarner Oberhaupt Christian Marti erklärt, dass die Gemeinde Schmierereien an öffentlichen Einrichtungen grundsätzlich entferne, egal, welchen Inhalts. Je nach Grösse, Standort und Inhalt passiere dies sofort oder bei nächster Gelegenheit wie einem periodischen Unterhalt.