Kein Rezept gegen Rechtsradikale

Bund

Burgdorf will etwas gegen Gewalt tun ? das zeigen die zahlreichen vorgeschlagenen Massnahmen. Doch gegen Gewalt von rechts hat auch Konfliktforscher Allan Guggenbühl keine Lösung.

Anita Bachmann

Unter dem Motto «Gemeinsam gegen Gewalt» war am Mittwochabend nun auch die Bevölkerung aufgefordert, zu helfen, das Gewaltproblem in Burgdorf zu lösen. Seit die Gewaltstudie des Konfliktforschers Allan Guggenbühl im Juli den Medien vorgestellt wurde, hagelte es Kritik an der Situationsanalyse. Diese wurde vom Gemeinderat in Auftrag gegeben, nachdem Burgdorf wegen einer Gewalteskalation, an der Rechtsextreme beteiligt gewesen sein sollen, in die Schlagzeilen geraten war.

An der öffentlichen Informationsveranstaltung gab es sowohl Zustimmung als auch Kritik an der Gewaltstudie. «Warum wurde rechtsextreme Gewalt bei der Analyse und den Massnahmen völlig ausgeblendet?», fragte jemand. Guggenbühl erklärte, dass es keine Rolle spiele, ob die Gewalt von rechts oder links komme. Kritik wurde auch an der Anzahl und der Auswahl der Interviewten laut. Es wurden 20 Personen befragt, die Guggenbühl vom Gemeinderat vermittelt worden waren.

Politisch motivierte Gewalt

Die Studie kam zum Schluss, dass die Gewalt in Burgdorf nicht grösser sei als in anderen, vergleichbaren Orten. Die einen fühlten sich dadurch bestätigt: «Das haben wir schon gewusst, bevor die Studie in Auftrag gegeben wurde.» Wer aber erwartet hatte, dass Guggenbühl das Problem der politisch motivierter Gewalt lösen könnte, wurde enttäuscht. «Man hat Sie aber doch wegen dieser Vorfälle geholt», sagte ein Teilnehmer des Anlasses.

So unterschiedlich wie die Erwartungshaltungen an die Studie waren, so unterschiedlich sind laut Guggenbühl auch die wahrgenommenen Versionen von Gewalt. Jede Konfliktpartei, jeder Beobachter von gewalttätigen Auseinandersetzungen erlebe sie anders und würde auch das Problem anderswo sehen. «Das ist aber kein Grund, Gewalt zu bagatellisieren», fügte er an. Dies war auch der Appell der Burgdorfer Gemeinderätin Elisabeth Zäch: «Wir investieren nicht Geld und Zeit, nur um zu verharmlosen.»

Workshop in der Markthalle

Statt Worte waren denn vor allem auch Taten gefragt. Zwei von Guggenbühl präsentierte Massnahmen wurden von der Veranstaltung positiv aufgenommen. Der Konfliktforscher schlug vor, dass die verschiedenen und im Einzelnen gut funktionierenden Stellen wie Polizei, Schulsozialarbeiter, Jugendarbeiter und Schulpsychologe besser zusammenarbeiten müssten. Auch der Aktionstag, an dem Schüler für einen Tag mit allen anfallenden Aufgaben ? vom Strassenputzen bis zum Blumenverkaufen ? die Stadt übernehmen sollen, fand Anklang. «Dieser Anlass müsste aber alle paar Jahre wiederholt werden, wenn er nachhaltig sein soll», merkte eine Bürgerin an.

Diskutiert wurde ebenfalls die Rolle der Schule. Guggenbühl sagte, die Schulen seien bereits mit Aktionen überlastet. Andere Votanten entgegneten, dass man beispielsweise bei der Gewaltprävention nicht an den Schulen vorbeikommen werde. Im zweiten Teil der Veranstaltung verwandelte Guggenbühl die Burgdorfer Markthalle in einen Workshop. Die gegen hundert Teilnehmer waren aufgefordert, in Gruppen selber Massnahmen auszuarbeiten. Mehr Polizeipräsenz, eine bessere Ausleuchtung dunkler Orte in der Stadt, mehr Räume für die Jugendlichen, Alkoholprävention und die Förderung von Toleranz waren Vorschläge, die dabei herauskamen. Zäch versprach auch, die Elternräte besser einzubinden, die Möglichkeit eines Antrags an den Stadtrat durch 40 Jugendliche besser bekannt zu machen und über ein Jugendparlament nachzudenken.