Todesdrohung gegen «Tiefkühl-Mutter»

Blick

Von Adrian Schulthess

Die Zürcherin Jenny R.* (20) ist eine von ihnen – bis sie ihr Baby einfriert. Jetzt wollen die Neonazis sie an die Wand stellen.

Am liebsten machen sie sich für die Schwächsten stark. Diese können sich nicht wehren gegen die «Unterstützung»: Immer wieder versuchen Neonazis, den Kampf gegen Kinderschänder zu instrumentalisieren.

Zuletzt marschierte die Rechtsextreme Partei Pnos in Appenzell im Gedenken an die ermordete Yle-nia. Ohne dass sie jemand darum gebeten hätte.

Und jetzt also wollen sie der Schweizer Tiefkühl-Mutter ans Leben. «Todesstrafe wäre das Beste», fordert jetzt auch «Sachsenmädel» im Internet. «Ich schäme mich dafür, dass ich die beiden kenne.» In den braunen Diskussionsforen ist man sich einig: «An die Wand mit ihnen! Heil Hitler!»

Gemeint sind die Zürcherin Jenny R.*(20) und ihr deutscher Verlobter Marco W.* (30) aus Horb bei Stuttgart. Jenny steckte ihr Neugeborenes in den Tiefkühler, weil sie es nicht wollte. Und liess es dort eiskalt sterben: Wochenlang lag der kleine Körper im Tiefkühler, bis er endlich entdeckt wurde.

«Die Alte sitzt im Vollzugskrankenhaus Hohen Asperg», schreibt Netznazi «Matze» in ein einschlägiges Forum. «Da muss was passieren. Und zwar so, dass auch der Letzte in der Bevölkerung sieht, dass wir so was nicht dulden.»

Alles deutet darauf hin, dass Marco W. seine Verlobte zum Babymord gedrängt hat. Brisant: Er spielte in einer Hass-Rockband, liess sich als vorbildlicher Neonazi-«Kamerad» feiern. Forderte

«Selbstjustiz gegen Kinderschänder».

Schock im braunen Sumpf. Die Neonazis sind erschüttert über die Tat. Aber noch peinlicher berührt sie, dass der «Kindermörder» ein «Kamerad» ist. Dann meldet sich in einem Forum «Hate Princess», selbst Neonazi-Mutter. Und «Ex des Arschlochs», wie sie selbst schreibt. Die Ex Marco W.s.

Sie hat ein Töchterchen von ihm. Das sei wohlauf. Obwohl er ihr – wie später vermutlich auch Jenny R. – gedroht haben soll: «Treib ab, ich will kein Kind. Ich bringe dich um. Ich schlitz dich auf.»

Gegenüber der Polizei sagte Jenny R. zunächst aus, nichts von der Schwangerschaft bemerkt zu haben. Auch ihr Marco behauptet, er hätte nicht bemerkt, dass in Jennys Bauch sein Nachwuchs reife.

Die Ex überführt ihn der Lüge: «Er hat mir letztes Jahr selber gesagt, dass sie schwanger ist.»

Die deutsche Zeitung «Südwest-Presse» fragt sich nun: «Starb das Kind, weil die Mutter in dieser Szene mit ihren menschenverachtenden Idealen verortet war?»