Erneut droht ein Rechtsextremen-Aufmarsch in Sempach

TagesAnzeiger

Rechtsextreme mobilisieren für die Gedenkfeier der Schlacht bei Sempach. Die Behörden lassen sie gewähren.

Von Daniel Foppa

Die Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) plant den grossen Auftritt. Sie will am 28. Juni an der 622. Gedenkfeier der Schlacht bei Sempach Präsenz markieren und ruft Mitglieder und Sympathisanten zur Teilnahme auf.

Anlehnung an Schweizer Nazis

Bereits letztes Jahr haben rund 160 Rechtsextreme der Gedenkfeier beigewohnt. Sie zogen mit Pnos-Fahnen am Schluss des offiziellen Festzuges mit und legten am Winkelried-Gedenkstein einen Kranz nieder. Auf der Kranzschleife stand geschrieben: «Euer Schicksal – Unser Erbe, Eidgenossen, Harus!» Die Pnos hat den Gruss «Harus!» wie auch ihre Fahne mit dem langschenkligen Schweizer Kreuz von den Frontisten, den Schweizer Nationalsozialisten der Dreissigerjahre, übernommen.

Schlacht-Gedenkfeiern wie jene in Näfels GL und vor allem in Sempach werden den Rechtsextremen zunehmend zur Alternative für den früheren 1.-August-Aufmarsch auf dem Rütli. Die Behörden im Kanton Luzern sehen jedoch keine Veranlassung, etwas dagegen zu unternehmen. An der Feier werden der Luzerner Regierungspräsident Markus Dürr und der Schriftsteller Pirmin Meier sprechen. Letzterer erklärte, er werde sich von der Präsenz der Rechtsradikalen in seiner Rede «keinen Millimeter» beeinflussen lassen.

«Alle sind willkommen»

Der Sempacher Stadtpräsident Andreas Frank erklärt, bisher hätten sich die Rechtsextremen «stets ordentlich benommen». Der Anlass finde im freien Gelände statt. Dieses könne man nicht wie das Rütli absperren. «Wir können nicht eine öffentliche Feier veranstalten und dann gewisse Leute ausschliessen», sagt Frank. Auch beim Kanton Luzern, der die Feier organisiert, gibt man sich gelassen. «Alle, die sich an die Regeln halten, sind in Sempach willkommen», sagt Informationschef Urs Hangartner. Eine Kranzniederlegung der Pnos werde toleriert, sofern dies nach der offiziellen Feier stattfinde. Man erwarte keine antifaschistische Gegenkundgebung, doch die Polizei sei vor Ort.