Zum Abschluss gab es Tränengas

WochenZeitung

Schauermärchen über Gewalt prägten die lokale Berner Berichterstattung zum «5. antifaschistischen Abendspaziergang». Aber auch dessen OrganisatorInnen vom «Bündnis gegen Rechts» sind mit dem Verlauf der Kundgebung am letzten Wochenende nicht zufrieden. Sie klagen insbesondere über die aufgeheizte Stimmung – durch Polizei, Petarden und betrunkene MitläuferInnen.

Ursprünglich waren die «Spaziergänge» eine lokale Angelegenheit. Allerdings verband sich dabei schon immer Antifaschismus mit Antikapitalismus. Dieses Jahr tauchten erstmals grössere Politgruppen aus anderen Städten auf; teilweise deshalb, weil sie bereits am Nachmittag zur Friedensdemo angereist waren.

Der Protest gegen rechte Gewalt ist aber offensichtlich ein Bedürfnis. Und so spazierten am Samstag rund 4000 Personen durch die Berner Innenstadt. Anders als von der Polizei vermeldet, waren die meisten der TeilnehmerInnen keine aufgemotzten StrassenkämpferInnen, sondern ganz normale – zumeist junge – Leute.

Die Polizei war mit einem Grossaufgebot zur Stelle und drohte damit, einzuschreiten, falls sie Sachbeschädigungen feststellen sollte. Polizeisprecher Franz Märki dementierte allerdings Presseberichte, wonach 600 PolizistInnen im Einsatz gestanden hätten. Es seien deutlich weniger gewesen, sagte Märki, ohne genaue Angaben machen zu wollen.

Die Polizei begleitete den Zug stadtabwärts – nicht durch die Nebengassen, wie in der Tagesschau von SF DRS vermeldet, sondern über die Hauptachse Spitalgasse-Marktgasse-Kramgasse. Bei einem Gummischroteinsatz in der Marktgasse wurde ein Passant im Gesicht verletzt. In der Kramgasse kam es dann laut Polizei zu massiven Sachbeschädigungen an Autos. Von DemobeobachterInnen wurde dies allerdings relativiert.

Auf dem Rückweg blockierte die Polizei den Demozug in der Zeughausgasse – und schuf damit eine brenzlige Situation. Es war das Verdienst der Demoleitung, dass sie nicht eskalierte. Schliesslich durften die Leute via Speichergasse zum Bollwerk und zur Reithalle weitergehen. Als aber ein Teil Richtung Bahnhof abzweigte – zum grossen Teil Leute, die auf den Zug wollten – und einige Bierflaschen in Richtung Polizei flogen, setzte diese ihren Wasserwerfer ein. Sie riegelten kurz darauf die Reithalle ab, setzte den Wasserwerfer erneut ein und feuerte Tränengas und Gummischrot.

SC-Bern-Fans auf dem Heimweg trafen vor der Reithalle ein und vergrösserten das Chaos. Das war entweder polizeiliche Pfuscharbeit oder bösartiges Kalkül: Statt die Besucher des Eishockeymatchs ennet der Lorraine-Brücke aus dem Bus steigen zu lassen, hätte man sie mit dem Tram direkt zum Bahnhof bringen können.

Die Polizei war von der grossen Konfrontation nicht überrascht. Denn um Massenverhaftungen vornehmen zu können und diese abzuwickeln, hatte sie bereits eine städtische Turnhalle vorbereitet.

Fazit: Weil es sich um eine nicht bewilligte Demo handelte, durfte sie nicht friedlich beendet werden – dies, obwohl die OrgansatorInnen sich bis zuletzt darum bemühten.